All official European Union website addresses are in the europa.eu domain.
See all EU institutions and bodies
© Claus Tews
Spessart, ein deutsches Hochland in Bayern und Hessen, passt sich den sinkenden Skimöglichkeiten aufgrund des Klimawandels an. Die Region konzentriert sich auf den ganzjährigen Tourismus, die Entwicklung neuer Wanderwege, die Entfernung von Skiliften und die Betonung von Wandern, Radfahren, Wellness und Kultur.
Spessart ist ein Hochlandgebiet mit einer Reihe von niedrigen bewaldeten Bergen in den Bundesländern Bayern und Hessen in Deutschland. Es grenzt an die Regionen Vogelsberg, Rhön und Odenwald. Die Region hat etwa 1,35 Millionen Übernachtungen und über 13 Millionen Tagesbesucher pro Jahr. Die höchste Erhebung ist der Geiersberg mit 586 Metern. Wandern ist im Sommer eine wichtige Touristenattraktion im Spessart. Im Winter war das Skifahren eine große Attraktion, da die Skilifte in der Nähe von Großstädten wie Frankfurt, Würzburg Darmstadt und Mainz liegen. Die Anzahl der Tage, an denen Skifahren möglich ist, ist jedoch aufgrund des Klimawandels deutlich zurückgegangen.
Die Anpassung an den Klimawandel im Tourismus wird in der hessischen Anpassungsstrategie als Zukunftsthema thematisiert. Allerdings haben zunächst drei lokale Partner (Naturpark Hessischer Spessart, Naturpark Spessart in Bayern und der Tourismusverband Spessart Mainland) und später, als sie 2016 gegründet wurden, die Tourismusorganisation Spessart(Spessart Tourismus und Marketing GmbH)bereits in den letzten 15 Jahren Anpassungsmaßnahmen ergriffen, um den beobachteten Veränderungen gerecht zu werden. Diese Maßnahmen waren Teil des strategischen Gesamtentwicklungsplans für touristische Aktivitäten in der Region. Ziel der umgesetzten Maßnahmen ist es, die Region Spessart als ganzjähriges touristisches Gebiet mit Mountainbiken und Wandern als Hauptaktivitäten zu etablieren. Um diese Ziele zu erreichen, werden neue Loipen entwickelt, Skilifte entfernt oder im Sommer genutzt und eine spezifische Kommunikationsstrategie gegenüber den Gästen verabschiedet.
Beschreibung der Fallstudie
Herausforderungen
Gemäß der Strategie zur Anpassung an den Klimawandel in Hessen stiegen die Niederschläge im Zeitraum 1951 bis 2010 im gesamten Bundesland um durchschnittlich etwa 5 % und folgten damit einem linearen Trend. Insbesondere die Jahreszeiten Frühling, Herbst und Winter verzeichneten einen Anstieg von jeweils etwa 12-17%. Im Sommer hingegen gab es einen Rückgang von etwa 16 %. Im gleichen Zustand lag der lineare Erwärmungstrend im Zeitraum 1951 bis 2000 bei 0,9 °C und zwischen 1951 und 2010 bei 1,3 °C.
Für das Szenario RCP 8.5 steht eine Auswertung von 25 verschiedenen regionalen Klimasimulationen für Hessen zur Verfügung. Der Durchschnitt aller Simulationen führt zu einem Anstieg der jährlichen Durchschnittstemperatur von etwa 1,7 °C (mit einem Bereich von 1,1 °C bis 2,6 °C) um die Mitte des Jahrhunderts (2031-2060) im Vergleich zu 1971-2000. Bis zum Ende des Jahrhunderts (2071-2100) wird die Heizung für Hessen auf 3,1 °C projiziert (mit einem Bereich von 1,9 bis 3,7 °C).
Die stärksten Erwärmungssignale werden im Sommer und Winter erwartet, was die Anzahl der Schneetage weiter reduzieren wird. Die Reduzierung der Schneetage (Schätzungen liegen zwischen -20% und -40% bis Ende des Jahrhunderts) wird die Anzahl der Tage, an denen Skifahren möglich ist, und die Fähigkeit, die bestehende Skiinfrastruktur wirtschaftlich nachhaltig zu erhalten, weiter reduzieren.
Politischer Kontext der Anpassungsmaßnahme
Case mainly developed and implemented because of other policy objectives, but with significant consideration of climate change adaptation aspects.
Ziele der Anpassungsmaßnahme
Das Ziel der Tourismusregion Spessart ist es, touristische Angebote für ganzjährige Aktivitäten zu entwickeln, um die Verluste im Bereich des Skifahrens auszugleichen, die aufgrund der geringeren Schnee- und Schneefallsicherheit aufgrund von Änderungen der klimatischen Bedingungen entstanden sind.
In diesem Fall implementierte Anpassungsoptionen
Lösungen
Strategische Tourismusentwicklung erfordert sichtbar definierte, verbindliche und überprüfbare Ziele, die von allen beteiligten Akteuren geteilt und unterstützt werden. Vor diesem Hintergrund wurden die Ziele für die touristische Entwicklung von Spessart gemeinsam von Stakeholdern definiert, operationalisiert und im Strategischen Entwicklungsplan niedergeschrieben. Die differenzierenden Merkmale der touristischen Marke "Spessart" konzentrieren sich laut Plan auf eine enge Beziehung zum Naturraum und den Naturerlebnissen sowie den historisch verwurzelten Bräuchen und der regionalen Identität der Menschen und Unternehmen.
Auf der Grundlage der Ergebnisse einer Marktforschungsstudie und unter Berücksichtigung der Besonderheiten des Reiseziels wurden mehrere Workshops von vier wichtigen Zielgruppen und zwei „Zielgruppen von besonderem Interesse“ für die Ausarbeitung des strategischen Entwicklungsplans für touristische Aktivitäten organisiert. Zu den Zielgruppen gehören: "aktive Naturliebhaber", "Wanderer", "kultivierte kulturorientierte Stadtbrecher", "Tourist, der an qualitätsorientierter Entschleunigung interessiert ist", "Mountainbiker" und "Familie".
Auf Basis des oben genannten Prozesses wurden für Spessart in enger Zusammenarbeit mit Tourismusexperten vier Profilthemen definiert: „Wandern“, „Mountainbiken“, „Wohlbefinden“ und „Kultur“ bildeten die Säulen für die thematische Ausrichtung der touristischen Entwicklung, der touristischen Diversifizierung und des effektiven Marketings in der Region Spessart. Dies löste dann die detaillierte Entwicklung touristischer Angebote aus, die zu Veränderungen in Infrastruktur, Dienstleistungen und Kommunikation führte. Einige der in diesem Zusammenhang umgesetzten Maßnahmen nehmen Relevanz im Hinblick auf eine verstärkte Anpassung an den erlebten und weiter erwarteten Rückgang der Anzahl der Schneetage und der reduzierten geeigneten Bedingungen für das Skifahren an:
- Veränderung des Tourismussektors hin zu ganzjährigen Angeboten, insbesondere mit Schwerpunkt auf Wandern und Radfahren und der Zunahme von Kultur- und Wellnessangeboten.
- Streichung eines der drei Skilifte, da im Winter keine weitere Nutzung mehr erfolgt.
- Nutzung anderer Skilifte im Sommer zum Mountainbiken und Wandern sowie im Winter bei Schneefall.
- Bau neuer Wege zum Radfahren und Wandern.
- Neues Kommunikationskonzept, das sich auf das ganze Jahr über touristische Aktivitäten konzentriert. Dies ist eingebettet in die Positionierung der Region als Region für „innovative oder inspirierende Wald- und Naturerlebnisse“.
Zusätzliche Details
Beteiligung der Stakeholder
Neben den Workshops, die sich auf die im vorstehenden Abschnitt „Lösungen“ beschriebenen Zielgruppen konzentrierten, wurden weitere Engagement-Aktivitäten durchgeführt. Konkret wurden individuelle Bedürfnisse und Interessen potentieller Kooperationspartner (z.B. Gastgeber, Anbieter von Freizeiteinrichtungen, Kommunen und Wirtschaftsunternehmen) im Marketingplan der Spessart Destination durch intensive Beratung berücksichtigt. Um eine möglichst hohe Beteiligung zu gewährleisten, hat die Spessart Tourismus und Marketing GmbH ein Kompetenzzentrum mit einem kompetenten Ansprechpartner für alle Fragen der lokalen touristischen Dienstleister sowie Dienstleister für Marketing und Vertrieb eingerichtet. Bei der Umsetzung des Destinationsmarketings durch die Spessart Tourismus und Marketing GmbH ist die enge Abstimmung und Übertragung von Verantwortlichkeiten für bestimmte Aktivitäten auf Dienstleister (z.B. aufgrund gemeinsamer Präsentationen neuer touristischer Angebote) erforderlich. Als Grundlage für den Marketing- und Vertriebsplan des jeweiligen Folgejahres wird eine Effizienzmessung und -bewertung der umgesetzten Maßnahmen durchgeführt.
Erfolgsfaktoren und limitierende Faktoren
Erfolgsfaktoren der neuen Strategie touristischer Aktivitäten in der Region Spessart sind eine gute Kommunikation mit Stakeholdern und ein spezifisches Förderprogramm zur Diversifizierung, das Kooperationspartner bei der Entwicklung neuer touristischer Angebote unterstützt, bis zu 50% der Kosten unbürokratisch (einfach anzuwenden). Der Förderfonds hat einen Wert von 500.000 Euro. Mit dieser Förderung unterstützt der Landkreis Initiativen, die Spessart für Touristen spannender und erlebnisreicher machen. Das Spektrum der geförderten Projekte ist daher groß. Die Förderung ist sowohl für Strukturmaßnahmen als auch für Kooperationsinitiativen mit klarer touristischer Ausrichtung vorgesehen. Auch das neue Kommunikationskonzept gegenüber potenziellen Gästen, die die Region als Ganzjahresdestination präsentieren, ist ein wichtiger Erfolgsfaktor.
Begrenzende Faktoren, die den Diversifizierungs- und Marketingprozess behindern, sind: geringe Qualität bestimmter Hotels und Restaurants, begrenzte Öffnungszeiten bestimmter touristischer Angebote (nicht gästefreundlich) und unzureichende Internetpräsenz. Auch die räumlich konzentrierten touristischen Angebote (z.B. Mountainbiken vor allem im südlichen Main-Kinzig-Kreis, Stadttourismus vor allem in Hanau) erschweren die gemeinsame Vermarktung der Destination.
Kosten und Nutzen
Die Kosten für die Transformation des Spessart-Tourismussektors teilen sich die Spessart Tourismus und Marketing GmbH mit privaten und öffentlichen Dienstleistern. EU- und Regionalfonds decken einen Teil der Kosten und spielen eine wesentliche Rolle bei der Verringerung der Belastung, insbesondere der Investitionskosten. Nach Angaben der Spessart Tourismus und Marketing GmbH sind die Vorteile der neuen Tourismusstrategie, auch in Bezug auf die Klimaanpassung, eine erfolgreiche Verschiebung der Gästebesuche von der Wintersaison auf das Gesamtjahr und ein insgesamter Anstieg der Touristen auf lange Sicht. Laut einer Studie der Handelskammer verbleiben etwa 500 Millionen Euro pro Jahr im Tourismussektor und sichern rund 9.000 Arbeitsplätze. Das meiste kommt von Tagestouristen.
Rechtliche Aspekte
Das wichtigste Dokument (auch wenn es nicht rechtsverbindlich ist) ist der Strategische Entwicklungsplan für Tourismusaktivitäten. Sie bildet den allgemeinen Rahmen für die touristischen Aktivitäten und ihre strategische Entwicklung, die auch für die Anpassung an den Klimawandel von Bedeutung sind.
Implementierungszeit
Der Anpassungsprozess war Teil der Entwicklung der touristischen Aktivitäten in der Region. Insgesamt werden die Maßnahmen seit dem Jahr 2000 durchgeführt. Seit der Gründung der Spessart Tourismus und Marketing GmbH im Jahr 2016 werden sie jedoch im Rahmen der touristischen Gesamtentwicklung in der Region kontinuierlich weiterentwickelt.
Lebensdauer
Die umgesetzten Maßnahmen werden nicht nur unter Berücksichtigung der sich entwickelnden Veränderungen des Klimasystems, sondern auch der Bedürfnisse der Touristen, die eine wichtige Triebkraft für den Diversifizierungsprozess darstellen, schrittweise angepasst.
Referenzinformationen
Kontakt
Bernhard Mosbacher
Spessart Tourismus und Marketing GmbH
Seestr. 11, 63571 Gelnhausen
Tel: 06051/88772-14
E-Mail: bernhard.mosbacher@spessart-tourismus.de
Websites
Referenzen
Spessart Tourismus und Marketing GmbH und der Strategische Entwicklungsplan für die Tourismusdestination Spessart
Veröffentlicht in Climate-ADAPT: Nov 22, 2022
Please contact us for any other enquiry on this Case Study or to share a new Case Study (email climate.adapt@eea.europa.eu)

Language preference detected
Do you want to see the page translated into ?