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© Stefan Grossert
Basel, Schweiz verfügt über die weltweit höchste Gründachfläche pro Kopf. Die Initiative, die von Energiespar- und Biodiversitätszielen getrieben wird, wird durch Anreizprogramme und rechtliche Mandate gefördert und soll erhebliche Anpassungsvorteile bringen.
Mit 5,71 m2/Einwohner im Jahr 2019 hat die Stadt Basel in der Schweiz die größte Fläche von begrünten Dächern pro Kopf der Welt (LebendeDächer und Wände von der Politik bis zur Praxis, 2019).
Initiativen zur Erhöhung der Gründächer in Basel wurden zunächst durch Energiesparprogramme und anschließend durch den Erhalt der biologischen Vielfalt vorangetrieben. Die Stadt Basel förderte Gründächer durch Investitionen in Förderprogramme, die Zuschüsse für die Dachbegrünung gewährten (1996-1997 bis zu 20 CHF pro m2, dann 2005-2007 bis zu 30-40 CHF pro m2, im letzteren Fall nur für die Nachrüstung bestehender Gebäude). Die Programme wurden aus dem Energiesparfonds finanziert, der 5 % der Energierechnungen aller Kunden im Kanton Basel ausmacht. Im Jahr 2002 wurde eine Änderung des Baugesetzes der Stadt Basel verabschiedet. Es heißt, dass alle neuen und renovierten Flachdächer begrünt werden müssen und legt auch entsprechende Gestaltungsrichtlinien fest. Diese Anforderung wurde 2010 durch eine Verordnung verstärkt, die eine Begrünung aller Flachdächer, wenn sie Teil einer Gebäudesanierung sind, und aller Neubauten mit Flachdächern vorschreibt. Es wird erwartet, dass die Dachbegrünungsstrategie in Basel Anpassungsvorteile in Form von niedrigeren Temperaturen und reduziertem Oberflächenabfluss mit sich bringt.
Beschreibung der Fallstudie
Herausforderungen
Gemäß den CH2018-Klimaszenarien für die Schweiz wird sich in Basel die Anzahl der Tage mit einer Höchsttemperatur von mindestens 30 °C vom Referenzwert 1981-2010 von 10,5 auf 24,7 im Jahr 2035, 28 im Jahr 2060 und 68,5 im Jahr 2085 im Rahmen des Klimaszenarios RCP8.5 erhöhen. Die Zahl der tropischen Nächte (Mindesttemperatur gleich oder über 20°C) wird in den Jahren 2035, 2060 bzw. 2085 unter RCP8.5 von 0,6 auf 5,9, 15,8 bzw. 40,3 ansteigen. In der Region des Schweizer Plateaus kann der jährliche Durchschnittsniederschlag im Jahr 2035 um bis zu 10 %, im Jahr 2060 um 8,4 % und im Jahr 2085 um 10,5 % unter RCP8.5 zunehmen (obwohl bei niedrigen Schätzungen unter demselben RCP eine Verringerung der Niederschläge von -2 % bis -5,4 % auftreten kann).
Angesichts dieser projizierten Veränderungen der klimatischen Bedingungen wurde festgestellt, dass Gründächer Möglichkeiten bieten, Energieeinsparungen, Klimaschutz und Anpassung an den Klimawandel sowie Biodiversitätsziele zu kombinieren.
Politischer Kontext der Anpassungsmaßnahme
Case mainly developed and implemented because of other policy objectives, but with significant consideration of climate change adaptation aspects.
Ziele der Anpassungsmaßnahme
Hauptziel der Dachbegrünungsinitiative ist es, die Abdeckung von Gründächern in der Stadt Basel durch eine Kombination aus finanziellen Anreizen und Bauvorschriften zu erhöhen. Die Senkung des Energieverbrauchs von Gebäuden und der Schutz der biologischen Vielfalt waren die ersten Hauptmotivatoren. Anfangs wurden Gründächer als Maßnahme der Energieeinsparung von der Stadt Basel für einen Zeitraum von zwei Jahren Mitte der 1990er Jahre finanziert, um das Interesse und das Bewusstsein zu erhöhen. Ermutigt durch den Erfolg dieses Projekts wurden Mittel für eine Studie bereitgestellt, die den Nutzen von Gründächern für die biologische Vielfalt dokumentiert. Das Programm wurde in den Jahren 2005-2007 erneut finanziert. Das neue Programm legte Richtlinien fest (meist im Zusammenhang mit den ökologischen Merkmalen und dem Brandschutz der Dächer), an die sich Gründachprojekte halten mussten, um für die Förderung in Frage zu kommen. Es ist inzwischen anerkannt, dass Gründächer auch eine Funktion zur Anpassung an den Klimawandel bieten, indem sie den Oberflächenwasserabfluss begrenzen und die Temperatur in städtischen Gebieten senken.
In diesem Fall implementierte Anpassungsoptionen
Lösungen
In vielen Städten der Schweiz entstanden in den 1980er Jahren zahlreiche Gründächer, vor allem als Pilotprojekte, die eine Wissens- und Erfahrungsgrundlage für spätere Initiativen bildeten. Darüber hinaus war 1995 das EU-Jahr des Naturschutzes. Dies gab den Anstoß für Basels erste Dachbegrünungskampagne, die 1996 startete. Anfang der 1990er Jahre hat die Stadt Basel ein Gesetz zur Unterstützung von Energiesparmaßnahmen umgesetzt. Nach diesem Gesetz, das in der Schweiz das einzige seiner Art war, fließen 5 % aller Energierechnungen der Kunden in einen Energiesparfonds, der dann zur Finanzierung von Energiesparkampagnen und -maßnahmen verwendet wird. Das nationale Ministerium für Umwelt und Energie beschloss, Gründächer mit dieser Finanzierungsquelle für das Programm 1996-1997 zu verfolgen und zu fördern. Ein zweites Förderprogramm wurde in den Jahren 2005-2007 durchgeführt.
Danach wurde keine weitere Finanzierungsinitiative für notwendig erachtet. Die Kampagne wurde als erfolgreich genug erachtet, und die 2010 in Kraft getretene Verpflichtung zur Umwandlung aller Flachdächer in neue und nachgerüstete Gebäude in Gründächer (Verstärkung des 2002 in Kraft getretenen) wurde als ausreichend erachtet, um die für den Ausbau der Gründächer in der Gemeinde erforderliche Dynamik zu schaffen.
In dicht bebauten Gebieten, in denen die Bereitstellung umfangreicher Parks und das Pflanzen von Bäumen unmöglich sein können, sind begrünte Dächer eine machbare Begrünungsoption. Diese Dächer mildern nicht nur den städtischen Wärmeinseleffekt, sondern wirken auch als Isolatoren. Durch die Minimierung von Wärmegewinnen in Gebäuden können Gründächer die Innentemperaturen um bis zu 5°C senken und damit den Kühlbedarf und den damit verbundenen Energieverbrauch reduzieren und so zum Klimaschutz und zur Anpassung an den Klimawandel beitragen. Modellstudien, die in Manchester (Vereinigtes Königreich) durchgeführt wurden, zeigen, dass die Begrünung aller geeigneten Dächer in dicht bebauten Gebieten den Regenwasserabfluss um 17-20 % reduzieren könnte (Speaket al., 2013). Gründächer können auch als „Treppensteine“ für wandernde Arten unter sich ändernden klimatischen Bedingungen dienen.
Eine Untersuchung der Gesamtzahl der Gründächer im Jahr 2006 ergab das Vorhandensein von 1.711 ausgedehnten Gründächern (Dächer mit flachem Boden, die hauptsächlich Sukkulenten und Gräser beherbergen) und 218 intensiven Gründächern (Dächer mit tieferem Boden für größere Pflanzen und Bäume) in der Stadt Basel. So waren 2006 rund 23 % der Baseler Flachdachfläche grün. Seitdem wurden jährlich rund 100 begrünte Dächer mit einer Fläche von 80.000 m2 installiert. Obwohl es keine neue offizielle Schätzung gibt, dürfte dies laut der Basler Gemeinde etwa 40% der Dachfläche in Basel ausmachen, die jetzt von begrünten Dächern bedeckt ist.
Für Entwickler gilt die Installation von Gründächern jetzt als Routine, und Entwickler erheben keine Einwände gegen die Installation. In Basel sieht die Dachbegrünungsverordnung (d. h. die Änderung des Baugesetzes der Stadt Basel aus dem Jahr 2002) Folgendes vor:
- Das Wachstumsmedium sollten heimische regionale Böden sein – in der Verordnung wird empfohlen, einen Gartenbaufachmann zu konsultieren;
- Das Wachstumsmedium sollte mindestens 10 cm tief sein;
- Hügel mit einer Höhe von 30 cm und einer Breite von 3 m sollten als Lebensraum für wirbellose Tiere vorgesehen werden;
- Die Vegetation sollte eine Mischung einheimischer Pflanzenarten sein, die für Basel charakteristisch ist.
- Gründächer auf Flachdächern über 1.000 m2 müssen während der Planung und des Baus mit dem Gründächer-Experten der Stadt abgestimmt werden.
Eine weitere Änderung im Jahr 2015 legte die Mindestdicke des Bodens auf 12 cm fest.
Zusätzliche Details
Beteiligung der Stakeholder
Vor dem ersten Anreizprogramm (1996-1997) führte das Ministerium für Umwelt und Energie eine Umfrage mit der Schweizer Öffentlichkeit durch, um die Höhe der Unterstützung für eine Stromsteuer zur Zahlung von Energiesparmaßnahmen zu bestimmen. Der Fokus auf Gründächer wurde von Forschenden der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW) in Wädenswil (Schweiz) gefördert, die die Entscheidungsträger in Basel dazu bewegen wollten, die Bauverordnung zu ändern und finanzielle Anreize zur Erhöhung der Gründachabdeckung zu bieten. Verschiedene Interessenträger wurden bei der Entwicklung des Gründachkonzepts und bei der Einrichtung des ersten Anreizprogramms konsultiert: der örtliche Wirtschaftsverband, der Gartenbauverband, der Dachbegrünungsverband, die Umweltorganisation Pro Natura Basel, das Departement Parks und Friedhöfe der Stadt Basel und das Landesamt für Umwelt, Wald und Landschaften.
Die Baseler Dachbegrünungsverordnung stieß auf keinen nennenswerten Widerstand, weil alle Stakeholder von Anfang an in den Prozess eingebunden waren und weil die Incentive-Programme erfolgreich waren. Für Entwickler gilt die Installation von Gründächern heute als Routinepraxis, und Entwickler widersprechen ihrer Installation nicht. Die Incentive-Programme richteten sich sowohl an Unternehmen als auch an die Einwohner Basels. Während des Incentive-Programms 1996-97 war das Medieninteresse hoch, und Zeitungen und Plakate wurden verwendet, um die Basler Einwohner über die Subventionen zu informieren. Dies spielte eine wichtige Rolle für seinen Erfolg, da es das Bewusstsein für Gründächer bei einer Reihe von Interessengruppen erhöhte. Regelmäßig werden Wettbewerbe auf den schönsten Gründächern organisiert.
Erfolgsfaktoren und limitierende Faktoren
Eine umfassende Reihe von Mechanismen, von Anreizen bis hin zu gesetzlichen Vorschriften, hat eine breite Akzeptanz von Gründächern in Basel sichergestellt. Die Meisterschaft des Projekts durch einen engagierten Forscher der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (Stefan Brenneisen) trug zum Erfolg der Initiative bei. Die Einbeziehung aller Interessenträger von Beginn der Initiative an trug dazu bei, Fragen und Bedenken anzugehen, und stellte sicher, dass die Ziele aller erreicht wurden.
Eine wichtige Lehre ist, dass die Anpassung an den Klimawandel im städtischen Kontext mit dem Klimaschutz vereinbar sein kann; Der Fall Basel zeigt, dass die Anpassung durch Maßnahmen zur Energieeinsparung und zum Klimaschutz vorangetrieben werden kann. Solche Möglichkeiten der Nutzung bestehender und laufender Stadt- und Infrastrukturentwicklungen, die durch andere Ziele vorangetrieben werden, für die Zwecke der Anpassung sollten gesucht und maximiert werden, um Fehlanpassungen zu vermeiden. Gründächer sind dafür ein hervorragendes Beispiel.
Zwei laufende Projekte, die vom Bundesamt für Umwelt finanziert werden, messen den Nutzen von Gründächern in Bezug auf die Biodiversität (Insekten wie Schmetterlinge und Käfer und Weichtiere wie Schnecken), aber bisher wurden keine Ergebnisse veröffentlicht. Die beiden Projekte zielen auch darauf ab, die Auswirkungen des Klimawandels, beispielsweise das Auftreten von Trockenperioden in Zeiten, die traditionell nicht trocken sind (wie Herbst und Frühling), auf die Artenzusammensetzung von Gründachökosystemen zu messen. Die Ergebnisse und der Gesamtfortschritt des Basler Dachbegrünungssystems werden 2023 auf dem Green Roof Congress vorgestellt.
Kosten und Nutzen
Die Kosten und Subventionen haben sich seit dem Start des Programms erheblich verändert. Die anfänglichen Kosten für die Dachbegrünung wurden auf 100 CHF pro m2 geschätzt. Die Begünstigten des Fonds erhielten in den Jahren 1996-1997 20 CHF pro m2 Gründach sowohl für Neuentwicklungen als auch für die Nachrüstung von Gründächern eines bestehenden Gebäudes. Im Programm 2005-2007 erhielten die Begünstigten 30-40 CHF pro m2 nur für die Nachrüstung bestehender Gebäude.
Die Kosten sind jetzt auf etwa 23 CHF pro m2 gesunken. Subventionen sind nicht mehr vorhanden und gelten als nicht mehr notwendig. Heutzutage hat sich die in Basel eingesetzte Gründachtechnologie auf die einfachste Konfiguration konzentriert, mit einer einschichtigen Isoliermembran, einer Schutzschicht und dann einer 12 -15 cm dicken Bodenschicht. Diese Konfiguration garantiert die Abdichtung und die strukturelle Solidität des Gebäudes und ist durch Bauvorschriften und Vorschriften erlaubt, die weniger streng sind als in Nachbarländern wie Österreich.
Gründächer haben mehrere Vorteile, einschließlich der Absorption von Regenwasser und der Verzögerung des Abflusses (daher Verringerung des Hochwasserrisikos bei Regenereignissen hoher Intensität); Isolierung von Gebäuden; Beitrag zur Senkung der städtischen Lufttemperaturen und zur Abschwächung des Wärmeinseleffekts in Städten; Schaffung eines Lebensraums für Pflanzen und Wildtiere; und bietet eine ästhetisch ansprechendere Stadtlandschaft.
Rechtliche Aspekte
Basel hat ein Bau- und Baugesetz verabschiedet, das bei allen Neubauten mit Flachdächern begrünte Dächer vorschreibt. Das Bau- und Baugesetz hat seitdem einen großen Impuls für mehr begrünte Dächer in Basel gegeben. Eine 2002 verabschiedete Änderung sieht vor, dass alle neuen und renovierten Flachdächer begrünt werden müssen, und legt ihre Gestaltung fest, um die biologische Vielfalt zu maximieren. Diese Anforderung wurde 2010 durch eine Verordnung verstärkt, die eine Begrünung aller Flachdächer vorschreibt, wenn sie an einer Gebäudesanierung und an allen Neubauten mit Flachdächern beteiligt sind.
Eine aktuelle rechtliche Frage ist, wie man mit Gründächern in Kombination mit Photovoltaik (PV) -Installation umgeht. Die städtische Grünabteilung der Stadt Basel beteiligt sich an informellen Gesprächen mit Architekten und Bauherren, um die Koexistenz von 100% oberflächlichen Gründächern und angehobenen PV-Paneelen so unterzubringen, dass weder das Pflanzenwachstum noch die Stromerzeugung beeinträchtigt werden. Wo eine vollständige Mitinstallation unmöglich ist, sieht eine Vereinbarung zwischen verschiedenen städtischen Abteilungen, die seit 2018 besteht, einen Kompromiss von 60% PV und 40% Gründächern mit Kies unter Platten vor. Die Verwendung von Kies wird durch die Anforderung kompensiert, dass die verbleibende 40% begrünte Dachfläche einen erhöhten ökologischen Wert aufweist (gesichert durch den Einsatz von Totholz oder besonders ökologisch wertvollen Böden und Sanden). In jüngster Zeit wird die Kombination der beiden mit erhöhter PV technologisch machbarer und damit zunehmend in der Praxis umgesetzt.
Implementierungszeit
Gründächer sind private Initiativen, die von der Regierung angeregt werden können. In Basel wurden zwei Förderprogramme für Gründächer für bestimmte zweijährige Zeiträume (1996-1997 und 2005-2007) durchgeführt.
Lebensdauer
Gründächer haben eine erwartete Lebensdauer von etwa 50 Jahren.
Referenzinformationen
Kontakt
Stephan Brenneisen and Nathalie Baumann
Zurich University of Applied Sciences Wädenswil
Grüental, Postfach 335, CH 8820 Wädenswil, Switzerland
E-mail: stephan.brenneisen@zhaw.ch; nathalie.baumann@zhaw.ch
Stadtgärtnerei Basel
Switzerland, Basel
http://www.stadtgaertnerei.bs.ch/
Websites
Referenzen
Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften Wädenswil (ZHAW) und Projekt Green and Blue Space Adaptation for Urban Areas and Eco Towns (GRaBS)
Veröffentlicht in Climate-ADAPT: Nov 22, 2022
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