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Fallstudien

Umweltfreundliche Stadtplanung für eine dezentrale ökologische Regenwasserbewirtschaftung in Ober-Grafendorf, Niederösterreich

Umweltfreundliche Stadtplanung für eine dezentrale ökologische Regenwasserbewirtschaftung in Ober-Grafendorf, Niederösterreich

Die Gemeinde Ober-Grafendorf liegt auf einer Höhe von 280 m in einer typischen Voralpenlandschaft im Mostviertel im westlichen Teil des österreichischen Bundeslandes Niederösterreich. Mit 4.612 Einwohnern auf einem Gemeindegebiet von 24,6 km2 hat Ober-Grafendorf eine Bevölkerungsgröße nur geringfügig über dem statistischen Durchschnitt der österreichischen Gemeinden und gehört zu den 98 % der österreichischen Gemeinden mit weniger als 20.000 Einwohnern. In den letzten Jahren haben häufigere und intensivere Starkniederschlagereignisse mit ausgeprägteren Dürreperioden zunehmende Herausforderungen für die kommunale Entwicklung verursacht. Überschüssige Oberflächenwasserabflüsse aus versiegelten Oberflächen haben wiederholt zu kleinen Überschwemmungen, einer Überlastung des Kanal- und Abwasseraufbereitungssystems und zu steigenden Kosten für die Instandhaltung geführt. Auf der anderen Seite sind in heißen und trockenen Perioden die Kosten für die Bewässerung und Pflege des städtischen Grüns ständig gestiegen. Basierend auf beobachteten klimatischen Trends und Klimaprognosen wird erwartet, dass diese Probleme durch den künftigen Klimawandel verschärft werden. Die Gemeinde hat ein intelligentes, ökosystembasiertes Regenwassermanagementsystem implementiert, das in ein umweltfreundliches Straßendesign integriert ist. Die Anpassungslösung trägt dazu bei, die öffentlichen Kosten zu senken, bietet vielfältige Vorteile und birgt ein erhebliches Innovationspotenzial für einen nachhaltigen und klimasensiblen Straßenbau vor Ort.

Die Planung der Anpassungsmaßnahme wurde in einen regionalen Pilotanpassungsprozess eingebettet, der im Rahmen des Interreg-Projekts C3 -Alps durchgeführt wurde. Von 2011 bis 2014 ist es dem Prozess gelungen, Anpassungen auf lokale Agenden zu setzen, Anpassungskapazitäten aufzubauen und Anpassungsmaßnahmen in sieben Gemeinden des Mostviertels, darunter Ober-Grafendorf, auszulösen.

Beschreibung der Fallstudien

Herausforderungen

Alpine österreichische Gemeinden sind zunehmend von Auswirkungen des Klimawandels betroffen, wie z. B. lokale Extremwetterereignisse (schwere Niederschläge, Hagelstürme), Hitzewellen, Dürren, sinkende Schneedecke, Überschwemmungen und schwere Naturgefahren (Brutströme, Erdrutsche, torrentiale Prozesse, Steinschlag). Eine Reihe von nachteiligen Auswirkungen auf Umweltsysteme, physische Strukturen, menschliche Gesundheit und sozioökonomische Aktivitäten aller Sektoren (z. B. Infrastruktur, Wasserversorgung, Energieversorgung, Forstwirtschaft, Tourismus) verursacht bereits häufige Schäden in den Gemeinden, verursacht Folgekosten für die kommunalen Haushalte und gefährdet häufig langfristige Entwicklungspotenziale der Kommunen.

Wie andere Gemeinden des Landes Niederösterreich ist auch die Gemeinde Ober-Grafendorf im Mostviertel in den letzten Jahren zunehmend von Starkniederschlägen einerseits und häufigeren und ausgeprägteren Dürreperioden andererseits betroffen. Aufgrund des kombinierten Effekts von Starkregenereignissen und inkrementeller Bodenversiegelung im Zuge des anhaltenden Siedlungswachstums hat der überschüssige Oberflächenwasserabfluss aus versiegelten Oberflächen zu einer Überlastung von Abwassersystemen und zu kleinen Überschwemmungen von Wohngebieten geführt. Die Folgen sind kostspielige Schäden an Grundstücken und der bebauten Umwelt sowie steigende Kosten für das Abpumpen der Kanalisation und den Betrieb der kommunalen Abwasserbehandlungsanlage. Die daraus resultierenden Wartungs- und Reparaturkosten verursachen einen erheblichen zusätzlichen Druck auf den kommunalen Haushalt, der – wie in den meisten anderen Gemeinden – durch hohe Investitions- und Betriebskosten für die städtische Abwasser- und Wasserentsorgungsinfrastruktur sowie für Hochwasserrückhaltestrukturen belastet wird.

Darüber hinaus sind in Zeiten längerer Dürren die Kosten und der Aufwand für die Bewässerung und Erhaltung der Vegetation in städtischen Grünflächen stetig gestiegen, und die Auswirkungen intensiverer Hitzewellen auf die menschliche Gesundheit und das Wohlbefinden sind bereits in vergleichsweise kleinen ländlichen Gemeinden spürbar.

Die Jahresdurchschnittstemperatur ist in Österreich im Vergleich zu vorindustriellen Zeiten bereits um + 2 °C gestiegen. Nach den jüngsten regionalen Klimaszenarien für das Land Niederösterreich (Chimaniet al. 2016a), die auf den neuen Klimaszenarien für Österreich basieren (Chimani et al. 2016b) wird erwartet, dass die Jahresdurchschnittstemperatur im Zeitraum 2021 bis 2050 (gegenüber dem Zeitraum 1971-2000) um + 1,3 °C auf 1,4 °C ansteigen wird und im Zeitraum 2071 bis 2100 unter einem unternehmensüblichen repräsentativen Konzentrationspfad (RCP8.5) auf + 3,9 °C ansteigen kann, wobei der stärkste saisonale Anstieg im Winter (+ 4,4 °C) zu verzeichnen ist. Die durchschnittliche jährliche Anzahl heißer Tage (definiert als Tage mit der maximalen Tagestemperatur von 30 °C) in Niederösterreich kann von derzeit 6 heißen Tagen pro Jahr auf 29 heiße Tage pro Jahr bis zum Ende des Jahrhunderts steigen. Obwohl die Klimamodelle höheren Unsicherheiten unterliegen, prognostizieren sie auch einen Anstieg der jährlichen mittleren Niederschlagsmenge von bis zu + 11 % unter einem Business-as-usual-Szenario bis zum Ende des Jahrhunderts und signifikante Veränderungen der saisonalen Niederschlagsmengen in der gesamten Provinz, wobei ein Anstieg von + 25,6 % der Niederschlagsmengen im Winter möglich ist. Die maximalen täglichen Niederschlagsmengen werden simuliert, um in größeren Teilen Österreichs langfristig signifikant und progressiv zu steigen (RCP4.5: 16,2 %; RCP8.5: 23,5 %; beide für den Zeitraum 2071-2100), mit den stärksten Veränderungen von + 20 % auf + 40 % im Winter im Norden und Osten Österreichs.

Nachdem die Gemeinde Ober-Grafendorf bereits seit Jahren in den Bereichen lokale Energieeffizienz, Klimaschutz und Umweltschutz tätig war, erkannte sie die wachsenden Herausforderungen für die Stadtentwicklung durch den Klimawandel und beschloss, eine innovative lokale Anpassungsmaßnahme in einem neuen Stadtentwicklungsgebiet zu testen und umzusetzen.

Ziele

Das in der Gemeinde Ober-Grafendorf realisierte Projekt „Ökostraße“ stellt ein intelligentes, dezentrales, ökologisches Regenwassermanagementsystem dar, das auf einer umweltfreundlichen Stadtstraßengestaltung (DRAINGARDEN®) basiert. Hauptziel war es, Überflutungen von bebauten Flächen zu vermeiden, indem überschüssiges Oberflächenwasser bei starken Niederschlagsereignissen von der versiegelten Straßenoberfläche bis zu nicht versiegelten, mit Grün bepflanzten Straßenzonen entwässert wird, deren spezifisches Design die Rückhaltung, Lagerung und Filterung des Regenwassers ermöglicht. Ebenso wichtige Ziele waren die Vermeidung öffentlicher Kosten für den Bau und die Instandhaltung zusätzlicher Abwasserleitungen sowie die Senkung der Kosten und des Energieeinsatzes für den Betrieb von Pumpstationen und Kläranlagen. Gleichzeitig zielt die Anpassungsmaßnahme darauf ab, Nebenvorteile zu generieren, wie die Verbesserung des städtischen Mikroklimas durch Pflanzentranspiration, Kühleffekte bei sommerlichen Hitzewellen, visuelle Aufwertung des Stadtbildes sowie Senkung der Kosten und Anstrengungen zur Bewässerung und Erhaltung des städtischen Grüns. Die Maßnahme ist als innovative Pilot- und Demonstrationsanpassungsmaßnahme gedacht, die auch für andere Städte und Gemeinden als Modelllösung dienen soll. Die permanente wissenschaftliche Überwachung unterstützt kundenspezifische Anwendungen in anderen Kontexten und Orten.

Die lokale Anpassungsmaßnahme in Ober-Grafendorf wurde im Rahmen eines regionalen Pilotanpassungsprozesses im Rahmen des transnationalen EU-Projekts C3-Alps – „Capitalizing Climate Change Knowledge for Adaptation in the Alpine Space“ (Interreg Alpenraumprogramm 2007-2013) entwickelt und umgesetzt. Das übergeordnete Ziel der Pilotaktivitäten im Rahmen des Projekts in Regionen in den Alpen war es, die Anpassung an den Klimawandel auf lokale und regionale Agenden zu stellen und den Weg für die Umsetzung konkreter Anpassungsmaßnahmen und -maßnahmen zu ebnen. In der Region Mostviertel beteiligten sich sieben Pilotgemeinden, darunter Ober-Grafendorf.

Lösungen

Das Projekt „Ökostraße“ (Ökostraße) in der Gemeinde Ober-Grafendorf ist eine umweltfreundliche Stadtstraße für dezentrales ökologisches Regenwassermanagement. Als Reaktion auf wiederkehrende Starkniederschläge, die kleine Überschwemmungen, Überlastsituationen des Abwassersystems und steigende Kosten für Wartungsarbeiten verursachten, wurde die Maßnahme 2015 in einem neuen Stadtentwicklungsgebiet in einem Straßenabschnitt von 100 Metern Länge und 11 Metern Breite realisiert.

Das unter dem Namen DRAINGARDEN® geschützte Konzept „Ökostraße“ ist ein System von vegetatierten, ästhetisch ansprechenden Straßenflächenstreifen, die mit speziellen Substraten natürlichen Ursprungs bedeckt sind und mit Grün bepflanzt sind, die in der Lage sind, große Mengen Wasser in kurzer Zeit aufzunehmen, zu speichern, zu speichern und zu filtern. Die speziell entwickelten Bodensubstrate sind so geschichtet, dass sie eine hohe Wasserdurchlässigkeit mit hohen Speicherkapazitäten kombinieren. Bei starken Regenfällen fließt das Wasser nicht von Straßen und anderen gepflasterten Flächen in die Kanalisation, sondern in die Grünflächen. Jeder Kubikmeter Substrat kann bis zu 500 Liter Wasser speichern. Wie es nach den Vorschriften für konventionelle Wasserrückhaltestrukturen vorgeschrieben ist, ist das System so konzipiert, dass Hochwasserschutz bis zu starken Niederschlagsereignissen mit einem 100-jährigen Rücklaufintervall gewährleistet ist. Das Wasser bleibt den Pflanzen zur Verfügung, wird vom Substrat gefiltert und darf langsam in den Grundwasserkörper eindringen. Die mikroklimatische Wirkung des von den Pflanzen zur Transpiration verwendeten Wassers entspricht der Kühlleistung einer 100 Jahre alten Buche an einem heißen Sommertag und ist in der Lage, die lokale Temperatur während der Hitzeperioden um bis zu 5 °C zu senken. Weitere Umweltvorteile sind die Speicherung von CO2 durch Pflanzen und Substrate, die Eindämmung des Wachstums versiegelter Böden, eine Zunahme städtischer Grünflächen und eine visuelle Verbesserung des Stadtbildes.

Das System ermöglicht es der Gemeinde, Investitionskosten für den Bau zusätzlicher Abwasserleitungen sowie regelmäßige Betriebskosten für die Instandhaltung der Kanalisation und den Betrieb von Pumpanlagen zu vermeiden. Darüber hinaus wird das bestehende städtische Wasserentwässerungssystem entlastet und die Kosten für den Betrieb der kommunalen Abwasserbehandlungsanlage sowie für die Bewässerung und Instandhaltung des städtischen Grüns reduziert.

Die Auswahl der richtigen Pflanzenarten ist ein entscheidender Faktor für den Erfolg der Maßnahme. Neben der Einhaltung der Straßenverkehrssicherheitsnormen sollte das Grün so gestaltet werden, dass Fahrer und Wanderer das System nicht beschädigen, was durch den Einsatz von Sträuchern, blühenden und bodenbedeckenden Arten erreicht werden kann. Auf der anderen Seite müssen geeignete Pflanzenarten an das lokale Klima angepasst werden und sollten mehrjährig, pflegeleicht und robust sein, einschließlich der Widerstandsfähigkeit gegen Enteisungssalz während der Winterzeit.

Das Projekt wurde als wissenschaftliches Experiment konzipiert, dessen Leistungsparameter derzeit kontinuierlich überwacht werden, um für zukünftige Anwendungen zu lernen. Die Anpassungsmaßnahme eignet sich besonders für das sekundäre Straßensystem in Siedlungen und für neu entwickelte Siedlungsgebiete. Mit notwendigen Modifikationen kann das Regenwassermanagementsystem auf andere Situationen wie Gründächer, Parkplätze und Privatwohnungen zugeschnitten werden.

Das Konzept der „Ökostraße“ hat sowohl von der Öffentlichkeit als auch von Experten viel Aufmerksamkeit erhalten und gilt als wichtige Innovation im nachhaltigen Straßenbau vor Ort. Die Gemeinde Ober-Grafendorf beabsichtigt, das Konzept auf ihrem Gebiet umfassend anzuwenden und damit den Anteil der versiegelten Fläche zu verringern.

Relevanz

Fallbeispiel als Maßnahme zur Anpassung an den Klimawandel entwickelt und umgesetzt.

Zusätzliche Details

Stakeholderbeteiligung

Initiiert wurde das Projekt vom Bürgermeister von Ober-Grafendorf, der seit langem ein starker Befürworter nachhaltiger und umweltfreundlicher Lösungen in der kommunalen Entwicklung ist. Die Entscheidung, die Anpassungsmaßnahme zu finanzieren und zu installieren, wurde vom Gemeinderat gefasst. Da die Maßnahme in einem neuen, noch nicht erschlossenen Stadtgebiet realisiert werden sollte, bestand keine besondere Notwendigkeit, die Bewohner weiter in die Entscheidung einzubeziehen. Wie es jedoch nach den Raumordnungsgesetzen in Österreich vorgeschrieben ist, wurden der vorangegangene lokale Raumentwicklungsplan und der konkrete Zonenplan der Beteiligung der Interessenträger und der öffentlichen Konsultation unterzogen. Wichtige Kontakte zu externen Experten wurden durch den langjährigen Gartendienstleister der Gemeinde vermittelt. Im Auftrag der Gemeinde wurde das Projekt in Zusammenarbeit mit der Universität für natürliche Ressourcen und Life Sciences Wien und der Beratungsfirma Zenebio GmbH umgesetzt, die bereits mehrere Jahre in die Entwicklung intelligenter Regenwassermanagementsysteme investiert hatte.

Die Vorbereitung der Maßnahme wurde in einen regionalen Anpassungsprozess eingebettet, der von 2011 bis 2014 im Mostviertel in Niederösterreich durchgeführt wurde. Läuft unter dem Titel „Änderbares Mostviertel“. Passend für die Klimazukunft war der Prozess eine der Pilotaktivitäten im Rahmen des Alpenraumprojekts C3-Alps und zielte darauf ab, die Anpassung auf lokaler Ebene zu unterstützen und umzusetzen. Aufbauend auf einer maßgeschneiderten regionalen Kommunikationsstrategie und einer sorgfältigen Planung des Prozesses wurden im Stakeholder-Prozess strukturierte Formen der Partizipation und Gruppeninteraktion angewendet, die durch informelle Ad-hoc-Interaktionen mit Interessenträgern unterstützt wurden. Besonderes Augenmerk wurde auf die frühzeitige Beteiligung der Interessenträger, die Kontinuität und Transparenz des Prozesses und regelmäßige Interaktionen mit den Interessenträgern gelegt. Ein Kernteam des Klimabündnisses Niederösterreich, das politisch von Vertretern des Landesregierungsamtes Niederösterreich unterstützt wird, war für die Gestaltung, Organisation und Steuerung des Prozesses auf regionaler Ebene zuständig. Über einen Zeitraum von drei Jahren von 2012 bis 2014 nahmen sieben Gemeinden, darunter Ober-Grafendorf, an vier lokalen Workshops pro Gemeinde teil, insgesamt 28 kommunale Workshops sowie vier gemeinsame gemeindeübergreifende Workshops und öffentliche Stakeholder-Veranstaltungen. Die Hauptaufgaben des Prozessmanagement-Teams bestanden darin, Stakeholder zur Teilnahme zu motivieren, lokale Anpassungsprozesse zu initiieren und zu erleichtern, wissenschaftliche Erkenntnisse in nutzbaren Formen bereitzustellen und zu vermitteln, lokales Wissen zu integrieren und einen unterstützenden und befähigenden Rahmen für die kommunalen Akteure bereitzustellen.

Die wichtigsten beteiligten Akteure waren die Bürgermeister sowie die Führungskräfte und Mitglieder lokaler Arbeitsgruppen in jeder der sieben Pilotgemeinden. Die in jeder Gemeinde eingerichteten Arbeitsgruppen setzten sich aus einer Gruppe von Bürgern verschiedener Altersgruppen, Geschlechter, Bildung und Beruf zusammen. Die interkommunalen Workshops und öffentlichen Veranstaltungen wurden von den Teilnehmern sehr geschätzt, um den Erfahrungsaustausch und das soziale Lernen zwischen den Arbeitsgruppen aller Gemeinden zu erleichtern. Die Vorbereitung von Anpassungswissen und Informationstransfer wurde von externen Klimaexperten unterstützt, die in den Workshops zu den von den einzelnen Gemeinden gewählten Themen Expertenvorträge hielten. Der regionale Anpassungsprozess wurde in umfassendere Vernetzungsaktivitäten mit Partnerorganisationen und -institutionen mit Multiplikatorrollen eingebettet, darunter regionale Entwicklungsagenturen, Manager der LEADER-Regionen, die Agentur für Dorf- und Stadterneuerung Niederösterreichs, die regionale Energie- und Umweltagentur Niederösterreich sowie Manager von Klima- und Energiemodellregionen.

Erfolgsfaktoren und Hemmnisse

Die Maßnahme bestätigt das Innovationspotenzial des Projekts und wurde 2016 mit dem Austrian Energy Globe Award in der Kategorie „Wasser“ und einem Climate Star Award ausgezeichnet. Die Anpassungslösung ist seitdem auf unterschiedliche Kontextsituationen zugeschnitten und findet auch in anderen Gemeinden und Großstädten, darunter Wien, Anwendung. Zu den Erfolgsfaktoren, die die Durchführung der Maßnahme erleichtert haben, gehören:

  • Die Gemeinde Ober-Grafendorf verfügt über langjährige Erfahrungen in den Bereichen Klimaschutz, Energieeffizienz und nachhaltige Entwicklung. Sie ist seit Jahren aktives Mitglied in den jeweiligen Netzwerken und Programmen wie dem Klima-Bündnis, dem e5-Programm, der Klima- und Energiemodellregion „Mostviertel Mitte“, den Fair-Trade-Gemeinden und zuletzt dem Bürgermeisterkonvent. Die bisherigen Erfahrungen mit der lokalen Integration umweltpolitischer Themen und die aktive Beteiligung an kommunalen Netzwerken haben dazu beigetragen, den Weg für den Eintritt der Klimaanpassung in die kommunale Agenda zu ebnen.
  • Als ökosystembasierte Anpassungsmaßnahme, die gleichzeitig auf mehrere Auswirkungen des Klimawandels reagiert und mehrere Umweltvorteile bietet, kann die Maßnahme als Beispiel für eine nachhaltige Anpassung angesehen werden.
  • Die Maßnahme schneidet sehr gut in Bezug auf die Wirtschaftlichkeit ab und hat gegenüber herkömmlichen Lösungen vergleichende Kostenvorteile. Damit spart es öffentliche Gelder und entlastet den kommunalen Haushalt.

Darüber hinaus erwies sich der regionale Anpassungsprozess, der im Rahmen des C3-Alps-Projekts „seed-funding“ durchgeführt wurde, erfolgreich bei der Sensibilisierung für den Klimawandel und den Anpassungsbedarf, bei der Kommunikation der Klimaanpassung sowie beim Transfer von Anpassungswissen und beim Aufbau von adaptiven Kapazitäten. Dies war der entscheidende Auslöser, um die Klimaanpassung auf die Agenda der teilnehmenden Gemeinden zu setzen. Auf der Grundlage einer Bewertung der Erkenntnisse aus dem Prozess in C3-Alps wurden folgende Erfolgs- und Erleichterungsfaktoren ermittelt:

  • Unterstützung durch höhere Verwaltungsebenen und persönliche Präsenz von Vertretern bei Treffen der Interessenträger zeigten politisches Engagement und motivierte Kommunen zur Teilnahme;
  • die Formulierung von Bottom-up-Problemen und die Auswahl der von den Kommunen selbst interessanten Themen waren entscheidend für das Engagement, die Akzeptanz und die Relevanz der entwickelten Anpassungsmaßnahmen;
  • die positive Gestaltung der Anpassung an den Klimawandel durch Hervorhebung von Chancen und Konzepten wie Resilienz, Nachhaltigkeit und künftige Entwicklungspotenziale statt in Bezug auf Risiko, Schaden oder Verlust, half bei der Kommunikation der Anpassung;
  • die Unterstützung lokaler Anpassungsprozesse muss den Besonderheiten der einzelnen Gemeinden entsprechen und den Präferenzen der einzelnen Interessenträger Rechnung tragen; es gibt keinen „one-size-fits-all“-Ansatz, der in jeder Gemeinde gleichermaßen gut funktioniert;
  • um erfolgreich zu sein, erforderte der Teilnahmeprozess eine intensive Vorbereitung, sorgfältige Planung, ein professionelles Prozessmanagement und ausreichende Ressourcen (Finanzierung, Zeit), wobei gleichzeitig genügend Spielraum für Flexibilität blieb;
  • die Vorbereitung und Vermittlung von Wissen muss zielgruppenorientiert sein; interne Kommunikationstrainings mit einem didaktischen Experten halfen, die Kommunikationsansätze zu professionalisieren;
  • das richtige Gleichgewicht zwischen der Motivation der Interessenträger zur Teilnahme und der Vermeidung einer Überbeanspruchung der Ressourcen und Kapazitäten der Interessenträger zu finden, war schwierig, aber entscheidend;
  • die Zusammenarbeit und Vernetzung mit anderen in der Region tätigen Organisationen war entscheidend für die Nachhaltigkeit des Anpassungsprozesses;
  • die Teilnahme als Pilotregion an einem EU-Projekt und „eine Vorreiterregion“ auf transnationaler Ebene waren starke motivierende Argumente für die Gemeinden.

Was den gesamten regionalen Anpassungsprozess betrifft, so erwies sich die Neuheit der Klimaanpassung als lokales politisches Thema in Verbindung mit der Dominanz und der bisher erreichten Tiefe der Integration von Fragen der Klimaminderung und erneuerbarer Energien auf lokaler Ebene als der begrenzendste Faktor. Die Diskriminierung der Anpassung an die Minderung war daher für viele kommunale Akteure schwierig. Infolgedessen hatte ein Teil der entwickelten Anpassungsmaßnahmen eine starke Neigung zur Eindämmung des Klimawandels und fehlte an der klaren Anpassungsrelevanz. Eine weitere Schwierigkeit bestand darin, dass zum Zeitpunkt der Umsetzung des Prozesses noch eine regionale Anpassungsstrategie auf Provinzebene fehlte. Die im Nationalen Aktionsplan zur Anpassung an den Klimawandel vorgesehenen Anpassungsmöglichkeiten erwiesen sich als ungeeignet für die lokale Ebene, d. h. sie wurden als zu abstrakt, strategisch und weit entfernt empfunden. Daher mussten erhebliche Anstrengungen in die „Übersetzung“ und „Down-Scaling“-Anpassungsmöglichkeiten von der nationalen auf die lokale Ebene investiert werden.

Kosten und Nutzen

Im Vergleich zu herkömmlichen baulichen Lösungen hat das in Ober-Grafendorf implementierte intelligente, ökologische städtische Regenwassermanagement sowohl kurz- als auch langfristig erhebliche Kostenvorteile und bietet eine Reihe von Umweltvorteilen. Die Umweltleistung der Maßnahme wird derzeit überwacht. Quantitative Daten werden z. B. über den Wasserhaushalt des Systems, die mikroklimatischen Auswirkungen von Substraten und Pflanzen, ihre Fähigkeit, Schadstoffe herauszufiltern, und über den Beitrag des lokalen Systems zur Regenwasserbewirtschaftung auf regionaler Ebene erhoben.

Je nach Dimension und Zugänglichkeit des Standorts können die absoluten Investitionskosten für die Umsetzung des eco-street/DRAINGARDEN® Konzepts von Fall zu Fall variieren. Die Kosten für das Substrat für einen Kubikmeter betragen ca. 100 EUR. Je nach Pflanzenwahl reichen die Anbaukosten von zwei Euro/m2 für die Aussaat bis hin zu mehreren Tausend Euro/m2 für die Anpflanzung großer holziger mehrjähriger Pflanzen.

Die Maßnahme vermeidet erhebliche Investitionskosten, die sonst für den Bau von straßenseitigen Abwasserleitungen und für die Installation eines sauberen Wasserabflusses erforderlich wären, und senkt die langfristigen Betriebskosten für die Instandhaltung der Kanalisation, das Pumpen der Kanalisation bei Überschwemmungen, die Behandlung von Abwasser sowie die Bewässerung und Erhaltung des städtischen Grüns. Da die Kosten für den Bau und die Instandhaltung des städtischen Abwasser- und Wasserentsorgungssystems einen hohen Anteil an den kommunalen Haushalten ausmachen, entlastet dies die städtischen Haushalte erheblich. Die unmittelbaren Kosten für Straßenbau und Straßengestaltung unterscheiden sich nur geringfügig von Standardlösungen, da das System in Bereichen implementiert wird, die ohnehin für konventionelle Straßenbegrünung genutzt worden wären.

Neben der Vermeidung des Risikos lokaler Überschwemmungen bietet das Wasserentwässerungssystem und das Regenwassermanagement mehrere Vorteile. Es speichert Regenwasser, stellt es Pflanzen zur Verfügung, filtert Schadstoffe aus und gibt dem Grundwasser Restwassermengen ab. Die Verdunstung des in den Substraten gelagerten Wassers und die Transpiration durch Pflanzen erzeugen einen kühlenden Effekt, wodurch das städtische Mikroklima verbessert und die Hitzebelastung während der sommerlichen Hitzeperioden ohne zusätzliche Kosten abgemildert wird.

Die Durchführung der Maßnahme wurde aus dem regulären kommunalen Haushalt finanziert. Die Gemeinde erhielt keine besondere öffentliche Förderung.

Gleiches gilt für die Maßnahmen, die in den anderen Gemeinden umgesetzt wurden, die am regionalen Anpassungsprozess beteiligt waren. Während im Rahmen des von der EU kofinanzierten C3-Alps-Projekts Mittel in Höhe von 65 000 EUR für die Prozessmanagement- und Unterstützungsdienste zur Verfügung standen, erhielten die Gemeinden und andere Interessenträger keine Mittel oder Vergütungen für die Teilnahme am regionalen Pilotprojekt und für die Umsetzung konkreter Maßnahmen. Die Prozessmanager beraten und beraten jedoch zu den verfügbaren finanziellen Anreizen und Finanzierungsmöglichkeiten im Rahmen bestehender Förderprogramme des Landes und der Bundesregierung. Im Allgemeinen handelte es sich bei den von den Gemeinden festgelegten und umgesetzten Anpassungsmaßnahmen häufig um sanfte und kostengünstige Maßnahmen und nicht um technologische Lösungen, die erhebliche Investitionen erfordern.

Der Bau und die Instandhaltung des Nebenstraßennetzes in österreichischen Gemeinden liegt in der kommunalen Zuständigkeit und stellt somit eine gesetzliche Verantwortung der Kommunen dar. Das ökologische städtische Regenwassermanagementsystem muss die gleichen Vorschriften und Standards erfüllen wie jede andere konventionelle Lösung, z. B. mit Vorschriften zur Straßenverkehrssicherheit oder nationalen Normen für Wasserinfiltrationsanlagen. Ein konkretes Ziel der vorliegenden Fallstudie war die Einhaltung der Regeln des Österreichischen Wasser- und Abfallwirtschaftsverbandes (ÖWAV) zur Lagerung von 100-jährigen Starkregenereignissen.

Das im vorliegenden Fall implementierte spezifische System DRAINGARDEN® ist eine eingetragene Marke und unterliegt somit den jeweils geltenden Schutzrechten. Das System wird von der österreichischen Garten- und Landschaftsplanung Zenebio GmbH vermarktet.

Umsetzungszeitraum

Die umweltfreundliche städtische Straßengestaltung für dezentrales ökologisches Regenwassermanagement in Ober-Grafendorf wurde im Sommer 2015 über mehrere Monate umgesetzt. Begleitet wird sie von einer mehrjährigen wissenschaftlichen Überwachungsphase.

In Bezug auf den gesamten regionalen Anpassungsprozess im Rahmen des C3-Alps-Projekts begannen Anfang 2011 die vorbereitenden Maßnahmen. Beginnend mit dem ersten Stakeholder-Workshop im Herbst 2011 dauerte die operative Phase des Prozesses bis Ende 2014. Die Umsetzung der Maßnahmen durch die Gemeinden und der interkommunale Austausch werden nach Abschluss des C3-Alps-Projekts fortgesetzt.

Lebensdauer

Der Lebenszyklus der in Ober-Grafendorf durchgeführten Maßnahme wird auf rund 50 Jahre geschätzt, sofern Planung, Durchführung und Wartung mit der erforderlichen Expertise durchgeführt werden.

Referenzinformationen

Kontakt

Gemeindeentwicklung und Raumplanung
DI Sonja Kadanka
Marktgemeinde Ober-Grafendorf
Hauptplatz 2
3200 Ober-Grafendorf
Tel: +43 (0) 2747/2313-204
Email: sonja.kadanka@ober-grafendorf.at

Gemeinde Ober-Grafendorf
Gemeindeamt
DDI Gerhard Gruber
Hauptplatz 2
3200 Ober-Grafendorf
T: +43 (0)2747 2313-0; +43 (0)2747 2313-202
Email: gerhard.gruber@ober-grafendorf.at; gemeindeamt@ober-grafendorf.at

Amt der Niederösterreichischen Landesregierung (Provincial Government of Lower Austria), Abteilung RU3
Mag. Karina Zimmermann
Landhausplatz 1, Haus 16
3109 St. Pölten
Tel.: +43 (0)2742 9005 15188
E-mail: post.ru3@noel.gv.at

Klimabündnis Niederösterreich (Climate Alliance Lower Austria)
DI Petra Schön
Wiener Straße 35
3100 St. Pölten
Tel.: +43 (0)2742 26967
E-mail: niederoesterreich@klimabuendnis.at

Zenebio GmbH
Preysinggasse 19
1150 Wien
Tel.: +43 (0)1 9828305
E-mail: office@zenebio.at

Referenz

Municipality of Ober-Grafendorf, Provincial Government of Lower Austria, C3 Alps project and Climate Alliance Lower Austria

Veröffentlicht in Climate-ADAPT Nov 22 2022   -   Zuletzt aktualisiert in Climate-ADAPT Apr 18 2024


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