Vier Säulen der Hamburger Gründachstrategie: finanzielle Anreize, Dialog, Regulierung und Wissenschaft

© Treibhaus Landschaftsarchitektur and Mathias Friedel

Ziel der Hamburger Gründachstrategie ist es, 100 Hektar Gründachfläche in der Metropolregion zu installieren. Die Stadt subventioniert derzeit 30 bis 60 % der Kosten für freiwillige Begrünungsmaßnahmen und beabsichtigt, Gründächer und Grünfassaden für alle geeigneten Gebäude gesetzlich vorgeschrieben zu machen.

Als Reaktion auf den Klimawandel ist eines der Ziele Hamburgs, grüner zu werden, in der Stadt und auf den Dächern. Hamburg ist in diesem Zusammenhang die erste deutsche Stadt, die eine umfassende Gründachstrategie entwickelt hat. Ziel ist es, insgesamt 100 Hektar begrünte Dachfläche in der Metropolregion zu installieren. Das Hamburger Ministerium für Umwelt und Energie unterstützt die Schaffung von Gründächern in Höhe von 3 Mio. EUR bis Ende 2024.

Gebäudeeigentümer können Zuschüsse erhalten, um bis zu 60 % der Installationskosten zu decken. Der zusätzliche Nutzen ergibt sich aus geringeren Wartungskosten aufgrund der längeren Lebensdauer von Gründächern, niedrigeren Energiekosten durch verbesserte Gebäudedämmung und einer 50 %igen Reduzierung der Regenwassergebühren dank der Regenwasserretentionsfunktion von Gründächern.

Beschreibung der Fallstudien

Herausforderungen

Nach der Nationalen Bewertung des Klimawandels für Deutschland (2017) zeigen Prognosen bis zum Ende des 21. Jahrhunderts im Vergleich zum Referenzzeitraum (1971 – 2000) einen Anstieg der oberflächennahen durchschnittlichen Lufttemperatur in Deutschland von 1,2 auf 3,2 °C (unter Berücksichtigung eines moderaten und mittleren Szenarios) bzw. von 3,2 auf 4,6 °C (unter Berücksichtigung der derzeitigen hohen Emissionen). Ein stärkerer Anstieg wird im Sommer erwartet, wobei die Temperaturen bis zum Ende des Jahrhunderts auf 4,8 °C steigen werden. Unter unverminderten Treibhausgasemissionen stellt eine erhebliche Intensivierung von Temperaturextremen und sommerlichen Hitzewellen das gesamte Westeuropa, einschließlich Deutschland, in Frage. Im Vergleich zum Referenzzeitraum (1971 – 2000) zeigen die meisten Simulationen für das 21. Jahrhundert einen Anstieg der Niederschläge im Winter mit einer Spanne für das moderate Szenario von -3 auf + 17 % und bei einem Szenario mit unverminderten Treibhausgasemissionen von + 8 auf + 32 %. Darüber hinaus deuten die auf nationaler Ebene verfügbaren Möglichkeiten auf ein erhöhtes Potenzial für schwere Stürme und Überschwemmungen mit damit verbundenen Risiken und einen erhöhten Druck auf städtische Entwässerungssysteme hin.

Grüne Dächer können einen Teil einer Lösung für diese projizierten Auswirkungen des Klimawandels darstellen, indem sie erhöhte Temperaturen und extreme Niederschlagsereignisse mildern.

Ziele

Hamburg hat eine wachsende Zahl von Einwohnern, die zu einer städtischen Expansionspolitik führen, die eine große Anzahl zusätzlicher Wohnungen erfordert. Um die kompakte Stadtstruktur Hamburgs zu erhalten, bestehtdas Ziel darin, die Qualität (anstelle der Quantität) offener Grünflächen zu verbessern. In diesem Zusammenhang ist Hamburgs Ziel, grüner zu sein – ganz oben.

Die Gründachstrategie für Hamburg zielt darauf ab, mindestens 70 % der Neubauten sowie geeignete flache oder sanft geneigte Dächer zu begrünen. Dies entspricht der Bepflanzung von insgesamt 100 Hektar grüner Dachfläche mit Pflanzen und Blumen in der Metropolregion, das entspricht der doppelten Fläche des Stadtparks „Planten un Blomen“ (45 Hektar). Etwa 20 % dieser neu begrünten Freiflächen sollten Bewohnern und Arbeitnehmern zur Freizeitnutzung zur Verfügung gestellt werden (Sportfelder und Parks oder als Gärten, die von der Wohngemeinschaft gemeinsam genutzt werden). Durch die Förderung von Gründächern zielt die Stadt darauf ab, platzsparende Freizeitgebiete zu fördern, die Regenwasserspeicherkapazität der Stadt zu verbessern, die Biodiversität zu erhöhen und extreme Temperatureffekte zu reduzieren.

Lösungen

Hamburg ist eine ständig wachsende Stadt, die zeigt, dass die Schaffung von neuem Wohnraum und grünem Bewusstsein kompatibel sein kann. Die Umweltstrategie der Stadt, wie im Klimaplan von 2016 dargelegt, befasst sich mit den Auswirkungen des Klimawandels wie dem Anstieg von Starkregen, Überschwemmungen und Hitzewellen. Grüne Dächer verbessern in diesem Zusammenhang sowohl das Stadtklima als auch das Wassermanagement.

In Bezug auf das Klima der Stadt kühlen grüne Dächer die Umgebung und erhöhen die Luftfeuchtigkeit, was den städtischen Wärmeinseleffekt reduziert. Auch grüne Dächer sorgen für eine verbesserte Sonneneinstrahlung von Gebäuden und damit eine bessere Anpassung an extreme Temperaturen. Darüber hinaus verbessern begrünte Dächer das Wassermanagement durch Regenwasserretention und natürliche Verdunstung. Sie behalten zwischen 50 und 90 % des Jahresniederschlags und bis zu 30-40 % eines starken Regens (Hamburg Stadt, Gründächer Richtlinien für die Planung).

Die Green Roof Strategy (2014) ergänzt die RISA (RegeninfrastrukturAdaptation 2030) der Stadt, die Strategie der Stadt für ein nachhaltiges Regenwassermanagement. Weniger Wasser kann in der immer dichter werdenden Stadt entwässert werden, während schwerere Niederschläge aufgrund des Klimawandels häufiger auftreten. Infolgedessen ist das Abwassersystem überlastet und Flüsse platzen an ihren Ufern. Dies hat dazu geführt, dass „Hamburg Wasser“, der Wasserversorger der Stadt, strenge Beschränkungen der Wassereinleitung pro Haus und Zeit auferlegt. Diese strenge Regelung impliziert, dass überschüssiges Regenwasser vorübergehend beibehalten werden sollte, um eine Überlastung des Abwassersystems zu vermeiden. Berechnungen zeigen, dass durchschnittlich 60 % des Regenwassers zurückgehalten werden müssen, um eine Abwasserüberlastung zu vermeiden. Der Umgang mit Regenwasser in Hamburg ist ein disziplinübergreifendes und verwaltungsübergreifendes Ziel und Empfehlungen sind in dem 2016 veröffentlichten Dokument „RISA Structural Plan Rainwater 2030“ (Strukturplan Regenwasser 2030) enthalten. Hamburgs Gründächer können zur Entlastung der Entwässerungsinfrastruktur beitragen, indem sie die Gesamtmenge an Regenwasserabfluss reduzieren und die Geschwindigkeit des verbleibenden Abflusses verlangsamen.

Grüne Dächer reinigen auch die Luft, indem sie Staub und Schadstoffe absorbieren. Darüber hinaus bieten grüne Dächer neue Räume für Erholung in der dicht besiedelten Innenstadt. Unternehmen und Vermieter haben mit einem grünen Dach einen klaren Wettbewerbsvorteil. Diese neuen Grünflächen mitten in der Stadt sind besonders attraktiv für Bewohner und Arbeiter. Sie können sich entspannen, Sport treiben oder Gemüse und Blumen pflanzen.

Um mit der Grünen Dachstrategie erfolgreich zu sein, verbindet die Stadt Förderung, Dialog, Politik und Forschung:

  • Förderung: mit einem Anreizprogramm stellt die Stadt bis 2024 Subventionen für jeden (privaten oder öffentlichen) Eigentümer bereit, der sich freiwillig für ein grünes Dach entscheidet. Der Zuschuss wird sowohl für die Sanierung des Daches als auch für Gründächer in Neubauten gezahlt.
  • Kommunikation und Dialog: Das Incentive-Programm wird stark mit einer stadtweiten Sensibilisierungskampagne „On Your Roofs, Get Set, Green!“ kommuniziert. Mit Plakaten, Broschüren, Presseartikeln und Internet-Promotion werden die Green-Dach-Vorteile mit Hamburger Einwohnern und Besuchern geteilt. Die Begrünung von öffentlichen Dächern ist ein hervorragendes Werbebeispiel. Ein Dialog mit lokalen Politikern, Behörden, Architekten, Ingenieuren und Ökonomen ist notwendig. Für alle Kommunikationsmaßnahmen ist ein hauptamtlicher Kommunikationsbeauftragter im Hamburger Ministerium für Umwelt und Energie zuständig.
  • Politik und Regulierung: die Gründachstrategie in die Stadtlandschaftsplanung einbetten. Die Strategie zielt darauf ab, Gründächer in rechtsverbindliche Instrumente wie das Hamburger Baurecht, das Abwasserrecht, die Pflanzvorschriften zu Struktursystemen und Landnutzungsplänen zu integrieren oder zu verbessern.
  • Wissenschaftliche Unterstützung: die Universität HafenCity unterstützt wissenschaftliche Unterstützung (RISA-Pilotprojekt, siehe Abschnitt Kosten und Nutzen) für die Green Roof-Strategie. Wissenschaftler der Universität evaluieren internationale Erkenntnisse zu Gründächern, um eigene Empfehlungen für den Hamburger Gründachbau zu entwickeln und Daten über Wassereinlagerungen und die Wassermanagementeffektivität von Gründächern insbesondere bei schweren Wolkenbrüchen zu sammeln (letztere, um Skeptiker zu überzeugen, die die Wasserrückhaltekapazitäten des Gründachs von großen Dächern in Frage stellen). In der Tat wollen die Stadt Hamburg und die HafenCity-Universität Leitlinien zur Förderung von Gründächern entwickeln, mit denen andere Städte dann eigene Maßnahmen zur Anpassung an den Klimawandel erarbeiten können. Die wissenschaftliche Arbeit wird teilweise von der Bundesregierung im Rahmen des Projekts „Maßnahmen zur Anpassung an den Klimawandel“ gefördert.

Seit 2014 wurden rund 44 ha Gründächer mit einer Fläche von insgesamt 168 ha (zusätzlich zu den bestehenden) in der Metropolregion umgesetzt, wovon 40 % auf Wohnimmobilien, 35 % auf Industrie und Unternehmen und 25 % auf anderen Flächen (Schätzungen für 2020) entfallen. Auf Neubauten wurden überwiegend grüne Dächer installiert (75 %). Die große Fläche von Tiefgaragen mit intensiv begrünten Dächern ist nicht in den 168 ha enthalten. Darüber hinaus sind 20 ha Vegetation auf dem Deckel der A7 durch Hamburg geplant, weitere 1,85 ha sind auf dem im Bau befindlichen Autobahndeckel Schnelsen geplant. Derzeit gibt es 10,000 Planungs- und Baugenehmigungen für Wohneinheiten pro Jahr, von denen die meisten mit Gründächern im Gange sind.

Grüne Dächer, die durch die Gründachstrategie gefördert werden, umfassen umfangreiche, einfach intensive und intensive Gründächer. Umfangreiche Gründächer sind die einfachste und kostengünstigste Lösung, die eine geringe Schichtdicke (5-15 cm) und sehr wenig Wartung erfordert. Die einfache intensive Begrünung ist eine Übergangsform zwischen intensiver und umfangreicher Begrünung. Für die Variation von Gräsern, Sträuchern und kleinen Bäumen ist eine Substratstruktur von mindestens 12 Zentimetern erforderlich. Einfach intensive Gründächer können als nutzbare Dachgärten oder als natürliche Gartenflächen mit Biotopcharakter entwickelt werden. Intensives Gründach umfasst nutzbare und zugängliche Gartenlandschaften mit Gräsern, Sträuchern, Holzpflanzen oder Teichen auf dem Dach. Intensive Gründächer bieten der Stadt neue Freiflächen, die als Gärten, Spiel- oder Erholungsgebiete genutzt werden können. Die intensive Begrünung erfordert eine Substratdicke von mindestens 25 Zentimetern.

Relevanz

Der Fall wurde als Maßnahme zur Anpassung an den Klimawandel entwickelt, umgesetzt und teilweise finanziert.

Zusätzliche Details

Stakeholderbeteiligung

Hamburg nutzt ein breites Spektrum an Netzwerken und Kooperationen mit anderen Städten, um sich als Klimaschutzzentrum auf regionaler, nationaler, europäischer und internationaler Ebene zu präsentieren. Die in diesem Prozess gesammelten Erfahrungen werden in ihrer eigenen Reaktion auf den Klimawandel genutzt. Bei der Entwicklung des Anreizprogramms für Gründächer beteiligte Hamburg andere Städte an der Suche nach bewährten Verfahren und bat um Feedback zu Entwürfen des Anreizprogramms. Aufgrund dieser Interaktion mit anderen Städten entschied sich Hamburg, sein finanzielles Incentive-Programm auf der Grundlage der Oberfläche und Dicke der grünen Dächer anstelle der Wasserrückhaltekapazität zu haben, wie dies bei den meisten Programmen in anderen Städten der Fall ist. Diese Entscheidung führte dazu, dass Bauherren sich nicht nur auf Wassereinlagerungen konzentrierten, sondern auch andere Vorteile in Betracht zogen, die Gründächer beispielsweise im Kontext der Biodiversität und der Raumnutzung haben könnten.

Innerhalb der Stadt wurde eine Stakeholder-Gruppe gegründet, die Immobiliengesellschaften, Bauherren, Landschaftsarchitekten und Stadtplaner umfasst und das gemeinsame Ziel von „100 Hektar in 10 Jahren“ setzt. Parallel zum Dialog mit anderen Städten war diese Gruppe an der Festlegung des Anreizprogramms beteiligt. Es wurden zusätzliche Stakeholdergruppen eingerichtet, die an spezifischen Themen arbeiten, wie Brandschutz grüner Fassaden langfristig und Kostenbeurteilung von begrünten Dächern (Baukosten, Lebenszykluskosten, Einsparung von Kostenmöglichkeiten).

Erfolgsfaktoren und Hemmnisse

Die Green Roof Strategie fügt sich in das Ziel Hamburgs ein, eine wachsende, aber klimafreundliche und widerstandsfähige, kompakte Stadt zu sein. Zu diesem Zweck bieten grüne Dächer eine multifunktionale Lösung, die den Erfolg der Gesamtinitiative begünstigt. Neben der Verringerung der Bedrohungen durch den Klimawandel verbessern sie die Grünflächen in der Stadt erheblich. Investitionen in Gründächer zur Anpassung an ein erhöhtes Regenwassermanagement und Hochwasserrisiko sind finanziell vorteilhaft und minimieren die Kosten für die Modernisierung des derzeitigen Abwassersystems. Das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (BMU) unterstützt die Hamburger Gründachstrategie als Pilotprojekt im Rahmen des Programms „Maßnahmenzur Anpassung an den Klimawandel“ fürfinanzielle Unterstützung, Vernetzung und Wissenstransfer.

Ein wesentlicher Erfolgsfaktor ist das Fördersystem zur Unterstützung freiwilliger (intensiver oder umfangreicher) Begrünungsmaßnahmen in Wohn- und Nichtwohngebäuden (weitere Einzelheiten siehe Abschnitt „Kosten und Nutzen“). Darüber hinaus kann die Installation von Gründächern vor Ort auch zum Naturausgleich beitragen, wie es das Baugesetzbuch und das Bundesnaturschutzgesetz für den Fall der Errichtung von Neubauten und Garagen, die sich auf die Natur auswirken, vorschreibt.

Der Erfolg der Initiative wurde durch die Beteiligung an europäischen Initiativen als Europäisches grünes Kapitalnetz gestärkt, das darauf abzielt, Nachhaltigkeit in den Mittelpunkt der lokalen Politik zu stellen. Im Rahmen dieser Initiative wurde die Hamburger Gründachstrategie in das zukunftssichere Toolkit aufgenommen. Darüber hinaus war es Teil des Horizon 2020-Projekts CLEVER Cities und trug dazu bei, naturbasierte Lösungen in Städten zu verbessern.

Die Förderung und Kommunikation der Grünen Dachstrategie hat oberste Priorität, und es müssen noch mehrere Hürden genommen werden. Zum Beispiel wurde in Frage gestellt, ob Gründächer die benötigten Wasserrückhaltekapazitäten vor allem bei einem schweren Sturmwasserereignis tatsächlich bieten. Die Sorge ist, dass die Unterstützung für diesen Ansatz nur aus kleinen Versuchsumgebungen stammt und dass reale und große Dächer keinen angemessenen Halteservice bieten würden. Um die Angelegenheit zu lösen, hat die HafenCity Universität diese Frage im Rahmen des RISA-Pilotprojekts (2017-2021; weitere Einzelheiten finden Sie im Abschnitt Kosten und Nutzen).

Darüber hinaus wurde bei der Initiierung der Gründachstrategie die Frage gestellt, ob Hamburg über genügend Flachdächer verfügte, um mit der Strategie erfolgreich sein zu können. GIS-basierte Forschung löste diese Frage und zeigte, dass über 40 % der Dächer der Städte flach und für die Begrünung geeignet sind. Eine weitere besondere Herausforderung, die starke Kommunikationsbemühungen hinsichtlich der positiven Vorteile von grünen Dächern erfordert, war das Auftreten bestimmter Tiere auf den grünen Dächern. Auf einem der Industrieflachdächer hat eine Möwenkolonie von > 5000 Personen ein neues Zuhause gefunden und andere Unternehmen verschoben, um auch grüne Dächer zu installieren. In ähnlicher Weise ziehen grüne Dächer Insekten an, die dazu führen können, dass Menschen sich entscheiden, sich nicht für ein grünes Dach zu entscheiden. Kommunikation und Forschung haben sich daher als entscheidende Komponente für den Erfolg der Grünen Dachstrategie erwiesen.

Darüber hinaus werden die Ziele, bezahlbaren Wohnraum zu schaffen, von der Wohnungswirtschaft immer noch als mit grünen Dächern unvereinbar wahrgenommen, obwohl die Wissenschaft keinen Lebenszykluszuwachs bei den Kosten zeigt. Die Absicht, Gründächer in Kombination mit Sonnenkollektoren gesetzlich verpflichtend zu machen, wird auch von der Industrie als Einschränkung wahrgenommen, die weitere Regulierungssysteme nur ungern akzeptiert.

Kosten und Nutzen

Nach der Hamburger Gründachstrategie sind Gründächer eine Investition mit klarer Zukunftsrendite. Ein grünes Dach kann ein angenehmeres Gebäudeklima schaffen und dazu beitragen, Heiz- oder Kühlkosten zu senken. Es isoliert im Winter und kühlt im Sommer, was zu Energieeinsparungen von 3-10 % für umfangreicheGründächer (Gründdachrichtlinien für die Planung) und bis zu 44 % für intensive Gründächer je nach Dachdämmungsmaßnahmen führt. Somit zeigt die Maßnahme klare Synergien mit Minderungsmaßnahmen. Es schützt auch die Dachwasserdämmung vor Witterungseinflüssen, so dass Gründächer bis zu doppelt so lange halten wie herkömmliche Flachdächer. Pflanzen und Substrate auf Gründächern behalten eine große Menge an Regenwasser, was zu zusätzlichen Einsparungen von rund 50 % an Regenwassergebühren für die Hausbesitzer in Hamburg führt. In den Fällen, in denen die Wassereinleitung keinen Anschluss an das Abwassersystem erfordert, können Gebühren vollständig eliminiert werden.

Auf 220 m2 wurden Retentionsfähigkeitstests von vier verschiedenen Gründächern durchgeführt und verglichen mit einem traditionellen Schotterdach auf drei benachbarten Wohnblöcken im Hamburger Wohngebiet „Am Weißenberge“ (RISA-Pilotprojekt). Die grünen Dächer wurden mit Regenwasserspeicher unterhalb des Untergrundniveaus ausgestattet, kombiniert mit einer Drosselklappe, um eine erhöhte Rückhaltung und verzögerte Freisetzung von Wasser aus den Dächern zu ermöglichen, insbesondere bei extremen Niederschlagsereignissen. Über 12 Monate reduzierten sich die Gründächer zwischen 100 % und 76 % im Vergleich zu 13 % des Schotterdachs. Ein 8-jähriges Rückkehrereignis, das über zwei Stunden stattfand, führte zu praktisch keinem Ablaufen während der Veranstaltung und die begrünten Dächer konnten das Wasser in den folgenden 24 Stunden zurückhalten. Grüne Dächer können an einem heißen Sommertag als ein herkömmliches Dach sein. Hamburg beschäftigt sich mit der Quantifizierung der Auswirkungen anderer Vorteile von Gründächern, insbesondere der Reduzierung vonU rban Heat I Sland (UHI).

Die Kosten für die meisten großen Gründächer liegen im Bereich von 40-45 EUR/m2, während intensive Gründächer ca. 58 EUR/m2 kosten können. Vergleichende Studien zu den Lebenszykluskosten von Gründächern und Schwarzteerdächern in Hamburg haben gezeigt, dass die Kosten nach 40 Jahren gleich hoch sind(Hamburgs Ökonomische Bewertung). Die Studie umfasste jedoch nur Kosten und nicht Wohlfahrtsvorteile wie Wasserretentionseffekte auf das breitere Stadtgebiet, UHI-Reduktion und Ästhetik.

Das Hamburger Ministerium für Umwelt, Klima, Energie und Landwirtschaft investiert mit rund 500,000 EUR Eigenmittel in die Umsetzung der gesamten Grünen Dachstrategie, einschließlich der Bemühungen in allen vier Tätigkeitsbereichen: Förderung/Unterstützung, Dialog und Kommunikation, wissenschaftliche Unterstützung und Politik/Regulierung. Dazu gehört auch ein Vollzeitbeschäftigter mit Sitz im Ministerium. Darüber hinaus erhalten das Ministerium und die Hafenstadtuniversität im Rahmen eines Förderprogramms zur Unterstützung lokaler Aktivitäten zur Anpassung an den Klimawandel vom Bundesumweltministerium auf Ausgabenbasis 300,000 EUR. Dieser Bundeszuschuss auf Ausgabenbasis wird verwendet, um einen Vollzeit-Kommunikationsbeauftragten und einen Teilzeitforscher der HafenCity für 2-3 Jahre zu bezahlen.

Das Förderprogramm der Grünen Dachstrategie verfügt bis Ende 2024 über 3 Mio. EUR. Dieser Betrag umfasst die Gesamtvergütung, die im Rahmen des über die Hamburger Investitions- und Entwicklungsbank (IFB) durchgeführten finanziellen Anreizprogramms (IFB), das alle Anträge und Transaktionen für das Green Roof-Anreizprogramm abwickelt, bereitzustellen ist. Von den insgesamt 3 Mio. EUR stammen 2 Mio. EUR aus der Haushaltslinie „Durchführung und Dienstleistungen“ des für Stadtentwicklung und Umwelt zuständigen Ministeriums; die weitere 1 Million Euro stammt aus dem Innovationsfonds des Senatsamtes (Hamburg). Seit dem1. Juni 2020 umfasst das Fördersystem auch finanzielle und praktische Unterstützung für grüne Fassaden mit einer Gesamtfinanzierung von 0,5 Mio. EUR. In den vergangenen sechs Jahren wurden in Hamburg mindestens 13,5 Mio. EUR in Gründächer investiert, wovon 1,5 Mio. EUR öffentliche Mittel aus dem Anreizprogramm der Grünen Dachstrategie sind.

Die Multifunktionalität von Gründächern spiegelt sich im Fördersystem zur Unterstützung der Grünen Dachstrategie wider. Die Stadt subventioniert 30-60 % der Kosten für freiwillige Ökologisierungsmaßnahmen und bis zu 50,000 EUR. Zusätzliche Subventionen werden gewährt, wenn sich das Dach in der Innenstadt befindet, zur Erzeugung von Solarenergie verwendet wird oder mehreren Nutzern zur Erholung und zum Genießen der städtischen Natur zur Verfügung steht.

Umsetzungszeitraum

Die Gründachstrategie begann 2014, als Hamburg bereits über 124 ha Gründächer verfügte. Das Hamburger Ministerium für Umwelt, Klima, Energie und Landwirtschaft unterstützt das Förderprogramm bis Ende 2024.

Lebensdauer

Ein grünes Dach hält etwa doppelt so lange wie ein herkömmliches Flachdach. Das Fraunhofer-Institut für Bauphysik (Fraunhofer-Institut für Bauphysik) schätzte die Lebensdauer eines Gründaches auf 40 Jahre. Es gibt auch Beispiele für begrünte Dächer in Deutschland, die bereits 100 Jahre alt sind. Die Vegetationsschicht schützt die Dachabdichtung vor UV-Strahlung und dem direkten Einfluss des Wetters. Darüber hinaus verhindert es schädliche Temperaturschwankungen in der Dachverkleidung, die auf herkömmlichen Flachdächern zu Rissen in der Dachabdichtung führen können.

Referenzinformationen

Kontakt

Bart Jan Davidse

Free and Hanseatic City of Hamburg

Ministry for Environment, Climate, Energy and Agriculture,

Neuenfelder Straße 19, 21109 Hamburg, Germany

Tel.: +49 40 42840-0

General e-mail: stabsstelleklimafolgenanpassung@bukea.hamburg.de

 

Hanna Bornholdt

Ministry for Environment, Climate, Energy and Agriculture

General E-mail: gruendach@bukea.hamburg.de

Verweise

Hamburgs Gründach und Wirtschaftsbewertung, (2017)

Grüne Dächer – Richtlinien für die Planung, (2019)

EWR, (2021). Naturbasierte Lösungen in Europa: Politik, Wissen und Praxis für die Anpassung an den Klimawandel und die Verringerung des Katastrophenrisikos. EWR-Bericht 1/2021.

Veröffentlicht in Climate-ADAPT Nov 22, 2022   -   Zuletzt aktualisiert in Climate-ADAPT May 7, 2024

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