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Fallstudien

Vier Säulen der Hamburger Green Roof-Strategie: finanzielle Anreize, Dialog, Regulierung und Wissenschaft

Vier Säulen der Hamburger Green Roof-Strategie: finanzielle Anreize, Dialog, Regulierung und Wissenschaft

Als Reaktion auf den Klimawandel ist es eines der Ziele Hamburgs, grüner zu werden, in der Stadt und auf den Dächern. In diesem Zusammenhang hat Hamburg als erste deutsche Stadt eine umfassende Gründachstrategie entwickelt. Ziel ist es, insgesamt 100 Hektar begrünte Dachfläche in der Metropolregion zu installieren. Das Hamburger Ministerium für Umwelt und Energie unterstützt bis Ende 2024 die Schaffung von Gründächern in Höhe von 3 Mio. EUR.

Bauherren können Zuschüsse erhalten, um bis zu 60 % der Installationskosten zu decken. Zusätzliche Vorteile sind geringere Wartungskosten aufgrund der längeren Lebensdauer von Gründächern, niedrigere Energiekosten durch verbesserte Gebäudeisolierung und eine 50 %ige Reduzierung der Regenwassergebühren durch die Regenwasserrückhaltungsfunktion von Gründächern.

Beschreibung der Fallstudien

Herausforderungen

Laut National Assessment on Climate Change for Germany (2017) zeigen Prognosen bis zum Ende des 21.Jahrhunderts im Vergleich zum Bezugszeitraum (1971-2000) einen Anstieg der oberflächennahen durchschnittlichen Lufttemperatur in Deutschland um 1,2 bis 3,2 °C (unter Berücksichtigung eines moderaten bzw. mittleren Szenarios) bzw. um 3,2 bis 4,6 °C (unter Berücksichtigung der anhaltenden hohen Emissionen). Im Sommer wird ein stärkerer Anstieg erwartet, wobei die Temperaturen bis Ende des Jahrhunderts auf 4,8 °C steigen werden. Unter unverminderten Treibhausgasemissionen stellt eine deutliche Intensivierung der Temperaturextreme und Sommerhitzewellen das gesamte Westeuropa einschließlich Deutschlands vor Herausforderungen. Im Vergleich zum Bezugszeitraum (1971-2000) zeigen die meisten Simulationen für das 21. Jahrhundert einen Anstieg der Niederschläge im Winter mit einem Bereich für das moderate Szenario von -3 bis + 17 % und von + 8 auf + 32 % für ein Szenario mit unverminderten Treibhausgasemissionen. Darüber hinaus deutet die Verfügbarkeit auf nationaler Ebene auf ein erhöhtes Potenzial für schwere Stürme und Überschwemmungen mit damit verbundenen Risiken und einem erhöhten Druck auf städtische Entwässerungssysteme hin.

Grüne Dächer können Teil einer Lösung für diese projizierten Auswirkungen des Klimawandels sein, indem sie erhöhte Temperatur und extreme Regenereignisse mindern.

Ziele

Hamburg hat eine wachsende Zahl von Einwohnern, die zu einer städtebaulichen Expansionspolitik führen, die eine große Anzahl zusätzlicher Wohnungen erfordert. Um die kompakte Stadtstruktur Hamburgs zu erhalten, besteht das Ziel darin, die Qualität (anstatt der Quantität) der offenen grünen Stadträume zu verbessern. In diesem Zusammenhang ist es Hamburgs Ziel, grüner zu sein – obendrein.

Die Gründachstrategie für Hamburg zielt darauf ab, mindestens 70 % der Neubauten und geeigneten flachen oder sanft geneigten Dächer, die renoviert werden, zu begrünen. Dies entspricht insgesamt 100 Hektar begrünter Dachfläche mit Pflanzen und Blumen in der Metropolregion, was der doppelten Fläche des Stadtparks „Planten un Blomen“ (45 Hektar) entspricht. Etwa 20 % dieser neu begrünten Freiflächen sollten Bewohnern und Arbeitnehmern zur Freizeitnutzung (Sportfelder und Parks oder als Gärten, die von der Wohngemeinschaft gemeinsam genutzt werden) zur Verfügung gestellt werden. Durch die Förderung von Gründächern zielt die Stadt darauf ab, raumeffiziente Freizeitbereiche zu fördern, die Regenwasserrückhaltekapazität der Stadt zu verbessern, die biologische Vielfalt zu erhöhen und extreme Temperatureffekte zu reduzieren.

Lösungen

Hamburg ist eine stetig wachsende Stadt, die zeigt, dass die Schaffung von neuem Wohnraum und grünem Bewusstsein kompatibel sein kann. Die im Klimaplan 2016 dargelegte Umweltstrategie der Stadt befasst sich mit den Auswirkungen des Klimawandels wie dem Anstieg von Starkregen, Überschwemmungen und Hitzewellen. Gründächer verbessern in diesem Zusammenhang sowohl das Stadtklima als auch das Wassermanagement.

Im Hinblick auf das Stadtklima kühlen grüne Dächer die Umgebung ab und erhöhen die Luftfeuchtigkeit, was den städtischen Wärmeinseleffekt reduziert. Auch begrünte Dächer sorgen für eine verbesserte Dämmung von Gebäuden und somit eine bessere Anpassung an extremere Temperaturen. Darüber hinaus verbessern begrünte Dächer das Wassermanagement durch Regenwasserrückhaltung und natürliche Verdunstung. Sie halten zwischen 50 und 90 % des jährlichen Niederschlags und bis zu 30-40 % eines starken Niederschlags (Hamburg Stadt, Gründächer Richtlinien für die Planung).

Die Gründachstrategie (2014) ergänzt die Stadt RISA (Regeninfrastrukturanpassung2030), die Strategie der Stadt für die nachhaltige Bewirtschaftung von Regenwasser. In der immer dichter werdenden Stadt kann weniger Wasser entwässert werden, während schwerere Regenfälle aufgrund des Klimawandels häufiger werden. Infolgedessen ist das Abwassersystem überlastet und Flüsse platzen ihre Ufer. Dies hat dazu geführt, dass „Hamburg Wasser“, der Wasserversorger der Stadt, strenge Beschränkungen für die Wassereinleitung pro Haus und Zeit auferlegt. Diese strenge Genehmigung bedeutet, dass überschüssiges Regenwasser vorübergehend aufbewahrt werden sollte, um eine Überlastung des Abwassersystems zu vermeiden. Berechnungen zeigen, dass durchschnittlich 60 % des Regenwassers zurückgehalten werden müssen, um eine Abwasserüberlastung zu vermeiden. Der Umgang mit Regenwasser in Hamburg ist ein fachübergreifendes und verwaltungsübergreifendes Ziel und Empfehlungen sind in dem 2016 veröffentlichten Dokument „RISA Structural Plan Rainwater 2030“ (Strukturplan Regenwasser 2030) enthalten. Hamburgs Gründächer können dazu beitragen, die Entwässerungsinfrastruktur zu entlasten, indem sie die Gesamtmenge des Regenwasserabflusses reduzieren und die Geschwindigkeit des verbleibenden Abflusses verlangsamen.

Begrünte Dächer reinigen auch die Luft, indem sie Staub und Schadstoffe absorbieren. Darüber hinaus bieten grüne Dächer im dicht besiedelten Stadtzentrum neuen Raum für Erholung. Unternehmen und Vermieter haben mit einem begrünten Dach einen klaren Wettbewerbsvorteil. Diese neuen Grünflächen mitten in der Stadt sind besonders attraktiv für Bewohner und Arbeiter. Sie können sich entspannen, Sport treiben oder Gemüse und Blumen pflanzen.

Um mit der Gründachstrategie erfolgreich zu sein, verbindet die Stadt Förderung, Dialog, Politik und Forschung:

  • Promotion: mit einem Anreizprogramm gewährt die Stadt bis 2024 Zuschüsse für jeden (privaten oder öffentlichen) Eigentümer, der sich freiwillig für ein Gründach entscheidet. Der Zuschuss wird sowohl für die Sanierung des Daches als auch für Begrünungsdächer in Neubauten gezahlt.
  • Kommunikation und Dialog: Das Incentive-Programm wird stark mit einer stadtweiten Sensibilisierungskampagne „On Your Roofs, Get Set, Green!“ kommuniziert. Mit Plakaten, Broschüren, Presseartikeln und Internetwerbung werden die Gründachvorteile mit Hamburger Einwohnern und Besuchern geteilt. Die Begrünung öffentlicher Dächer ist ein hervorragendes Werbebeispiel. Ein Dialog mit lokalen Politikern, Behörden, Architekten, Ingenieuren und Ökonomen ist notwendig. Für alle Kommunikationsmaßnahmen ist ein hauptamtlicher Kommunikationsbeauftragter im Hamburger Ministerium für Umwelt und Energie zuständig.
  • Politik und Regulierung: die Gründachstrategie in die städtebauliche Landschaftsplanung einbetten. Ziel der Strategie ist es, Begrünungsdächer in rechtsverbindliche Instrumente wie das Hamburger Baurecht, das Abwassergesetz, die Pflanzungsvorschriften zu baulichen Anlagen und Landnutzungsplänen zu integrieren oder zu verbessern.
  • Wissenschaftliche Unterstützung: die HafenCity University leistet wissenschaftliche Unterstützung (RISA-Pilotprojekt, siehe Abschnitt Kosten und Nutzen) der Gründachstrategie. Wissenschaftler der Universität evaluieren internationale Erkenntnisse zu Gründächern, um eigene Empfehlungen für den Hamburger Gründachbau zu erarbeiten und Daten über Wassereinlagerungen und die Wassermanagement-Wirksamkeit von Gründächern zu sammeln, insbesondere bei schweren Wolkenbrüchen (letztere um Skeptiker zu überzeugen, die die Wasserrückhaltekapazitäten großer Dächer des Gründachs in Frage stellen). Tatsächlich wollen die Stadt Hamburg und die HafenCity Universität Leitlinien für die Förderung von Gründächern entwickeln, mit denen andere Städte dann eigene Maßnahmen zur Anpassung an den Klimawandel schaffen können. Die wissenschaftliche Arbeit wird zum Teil von der Bundesregierung im Rahmen des Projekts „Maßnahmen zur Anpassung an den Klimawandel“ gefördert.

Seit dem Mittagessen der Gründachstrategie 2014 wurden rund 44 ha Gründächer umgesetzt und erreichten insgesamt 168 ha (zusätzlich zu den bereits bestehenden) im Ballungsraum, von denen 40 % auf Wohnraum, 35 % auf Industrie und Unternehmen und 25 % auf anderen Flächen (Schätzungen für 2020) liegen. Überwiegend begrünte Dächer wurden auf Neubauten installiert (75 %). Die große Fläche von Tiefgaragen mit intensiv begrünten Dächern ist in den 168 ha nicht enthalten. Darüber hinaus sind 20 ha Vegetation auf dem Deckel der Autobahn A7 durch Hamburg geplant, weitere 1,85 ha sind auf dem im Bau befindlichen Autobahndeckel Schnelsen geplant. Derzeit gibt es 10.000 Planungs- und Baugenehmigungen für Wohneinheiten pro Jahr, von denen die meisten mit begrünten Dächern im Gange sind.

Zu den von der Gründachstrategie geförderten Gründächern gehören umfangreiche, einfach intensive und intensive Begrünungsdächer. Umfangreiche Gründächer sind die einfachste und kostengünstigste Lösung, die eine geringe Schichtdicke (5-15 cm) und sehr wenig Wartung erfordert. Die einfache intensive Begrünung ist eine Übergangsform zwischen intensiver und umfangreicher Begrünung. Für die Variation von Gräsern, Sträuchern und kleinen Bäumen ist eine Substratstruktur von mindestens 12 Zentimetern erforderlich. Einfach intensive Gründächer können als nutzbare Dachgärten oder als Naturgarten mit Biotopcharakter entwickelt werden. Intensives Gründach umfasst nutzbare und zugängliche Gartenlandschaften mit Gräsern, Sträuchern, Holzpflanzen oder Teichen auf dem Dach. Intensive Gründächer bieten der Stadt neue Freiflächen, die als Gärten, Spielplätze oder Erholungsgebiete genutzt werden können. Die intensive Begrünung erfordert eine Substratdicke von mindestens 25 Zentimetern.

Relevanz

Der Fall wurde als Maßnahme zur Anpassung an den Klimawandel entwickelt, umgesetzt und teilweise finanziert.

Zusätzliche Details

Stakeholderbeteiligung

Hamburg nutzt ein breites Spektrum an Netzwerken und Kooperationen mit anderen Städten, um sich als Klimaschutzzentrum auf regionaler, nationaler, europäischer und internationaler Ebene zu präsentieren. Die dabei gewonnenen Erfahrungen werden in der eigenen Reaktion auf den Klimawandel genutzt. Bei der Entwicklung des Anreizprogramms für Gründächer hat Hamburg andere Städte an der Suche nach bewährten Verfahren beteiligt und um Feedback zu Entwürfen des Incentive-Programms gebeten. Aufgrund dieser Interaktion mit anderen Städten entschied sich Hamburg für ein finanzielles Anreizprogramm, das auf der Oberfläche und Dicke der Gründächer anstelle von Wasserrückhaltekapazitäten basiert, wie dies bei den meisten Programmen in anderen Städten der Fall ist. Diese Entscheidung führte zu Konstrukteuren, die sich nicht nur auf Wassereinlagerungen konzentrierten, sondern auch unter Berücksichtigung anderer Vorteile, die Gründächer haben könnten, etwa im Zusammenhang mit Biodiversität und Raumnutzung.

Innerhalb der Stadt wurde eine Interessengruppe mit Wohnungsbauunternehmen, Bauherren, Landschaftsarchitekten und Stadtplanern gegründet, die das gemeinsame Ziel von „100 Hektar in 10 Jahren“ festlegten. Parallel zum Dialog mit anderen Städten war diese Gruppe an der Festlegung des Anreizprogramms beteiligt. Weitere Interessengruppen wurden eingerichtet, um an spezifischen Themen wie dem langfristigen Brandschutz grüner Fassaden und der Kostenbeurteilung von Gründächern (Baukosten, Lebenszykluskosten, Kosteneinsparung) zu arbeiten.

Erfolgsfaktoren und Hemmnisse

Die Green Roof Strategie passt zu Hamburgs Ziel, eine wachsende, aber klimafreundliche und widerstandsfähige, kompakte Stadt zu sein. Zu diesem Zweck bieten grüne Dächer eine multifunktionale Lösung, die den Erfolg der Gesamtinitiative begünstigt. Neben der Verringerung der Bedrohungen durch den Klimawandel verbessern sie den grünen Qualitätsraum in der Stadt erheblich. Investitionen in Gründächer zur Anpassung an ein erhöhtes Regenwassermanagement und Hochwasserrisiko sind finanziell vorteilhaft und minimieren die Kosten für die Modernisierung des derzeitigen Abwassersystems. Das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (BMU) unterstützt die Hamburger Gründachstrategie als Pilotprojekt im Rahmen des Programms „Maßnahmen zur Anpassung an den Klimawandel“ mit finanzieller Unterstützung, Vernetzung und Wissenstransfer.

Ein wesentlicher Erfolgsfaktor beruht auf dem Fördersystem zur Unterstützung freiwilliger (intensiver oder umfangreicher) Begrünungsmaßnahmen in Wohn- und Nichtwohngebäuden (weitere Einzelheiten siehe Abschnitt „Kosten und Vorteile“). Darüber hinaus kann die Installation von Gründächern vor Ort auch zur Naturentschädigung beitragen, wie es die Baugesetzgebung und das Naturschutzgesetz für den Bau von Neubauten und Garagen, die sich auf die Natur auswirken, vorschreibt.

Der Erfolg der Initiative wurde durch die Beteiligung an europäischen Initiativen als Europäisches Netzwerk für grünes Kapital gestärkt, das darauf abzielt, Nachhaltigkeit in den Mittelpunkt der lokalen Politik zu stellen. Im Rahmen dieser Initiative wurde die Hamburger Gründachstrategie in das zukunftssichere Toolkit aufgenommen. Darüber hinaus war es Teil des Horizon 2020-Projekts CLEVER Cities, das zur Verbesserung der naturbasierten Lösungen in Städten beigetragen hat.

Die Förderung und Kommunikation der Gründachstrategie hat oberste Priorität, und es müssen noch mehrere Hürden ergriffen werden. So wurde beispielsweise in Frage gestellt, ob Begrünungsdächer die benötigten Wasserrückhaltekapazitäten insbesondere bei einem schweren Regenwasserereignis tatsächlich bieten. Die Sorge ist, dass die Unterstützung für diesen Ansatz nur auf kleinteilige experimentelle Umgebungen zurückzuführen ist und dass echte und große Dächer keinen angemessenen Aufbewahrungsservice bieten würden. Um die Angelegenheit zu lösen, hat die HafenCity University diese Frage im Rahmen des RISA-Pilotprojekts (2017-2021) untersucht. weitere Einzelheiten finden Sie im Abschnitt Kosten und Nutzen).

Darüber hinaus wurde bei der Initiierung der Gründachstrategie herausgefordert, ob Hamburg genügend Flachdächer hatte, um mit der Strategie erfolgreich sein zu können. GIS-basierte Forschung löste diese Frage und zeigte, dass über 40 % der Dächer der Städte flach und für die Begrünung geeignet sind. Eine weitere besondere Herausforderung, die starke Kommunikationsbemühungen über die positiven Vorteile von Gründächern erfordert, war das Auftreten bestimmter Tiere auf den Gründächern. Auf einem der Flachdächer der Industrie hat eine Seemöwenkolonie von > 5000 Personen ein neues Zuhause gefunden, das andere Unternehmen ablehnt, auch begrünte Dächer zu installieren. In ähnlicher Weise ziehen grüne Dächer Insekten an, die dazu führen können, dass Menschen sich entscheiden, sich nicht für ein grünes Dach zu entscheiden. Kommunikation und Forschung haben sich daher als entscheidender Bestandteil für den Erfolg der Gründachstrategie erwiesen.

Darüber hinaus werden die Ziele der Schaffung bezahlbarer Wohnraum nach wie vor vom Wohnungssektor als im Widerspruch zu Gründächern betrachtet, obwohl die Wissenschaft keinen Lebenszyklusanstieg bei den Kosten zeigt. Die Absicht, Begrünungsdächer in Kombination mit Solarpaneelen gesetzlich verbindlich zu machen, wird auch von der Branche wahrgenommen, die nicht bereit ist, weitere Regulierungssysteme zu akzeptieren.

Kosten und Nutzen

Nach der Hamburger Green Roof Strategie sind Gründächer eine Investition mit klaren Zukunftsrenditen. Ein begrüntes Dach kann ein angenehmeres Gebäudeklima schaffen und dazu beitragen, die Heiz- oder Kühlkosten zu senken. Es isoliert im Winter und kühlt im Sommer ab, was zu einer Energieeinsparung von 3-10 % bei weitläufigen Begrünungsdächern (Planungsrichtlinien für Gründächer) und bis zu 44 % bei intensiven Begrünungsdächern, je nach Dachdämmungsmaßnahmen, führt. Somit zeigt die Maßnahme klare Synergien mit Minderungsmaßnahmen. Es schützt auch die Dachwasserdichtigkeit vor Witterungseinflüssen, so dass Gründächer bis zu doppelt so lange halten wie herkömmliche Flachdächer. Pflanzen und Substrate auf begrünten Dächern behalten eine große Menge Regenwasser, was zu zusätzlichen Einsparungen von etwa 50 % bei den Regenwassergebühren für die Hausbesitzer in Hamburg führt. In Fällen, in denen die Wasserentladung keinen Anschluss an das Abwassersystem erfordert, können Gebühren vollständig beseitigt werden.

Auf 220 m2 wurden die Retentionskapazitäten von vier verschiedenen Begrünungsdächern getestet und mit einem traditionellen Kiesdach auf drei benachbarten Wohnblöcken im Hamburger Wohngebiet „Am Weißenberge“ verglichen (Pilotprojekt RISA). Die begrünten Dächer wurden mit einer Regenwasserspeicherung unterhalb des Substratniveaus in Verbindung mit einer Drosselklappe ausgestattet, um eine erhöhte Retention und verzögerte Freisetzung von Wasser aus den Dächern zu ermöglichen, insbesondere bei extremen Niederschlagsereignissen. Über 12 Monate reduzierten die Gründächer den Abfluss zwischen 100 % und 76 % im Vergleich zu 13 % des Kiesdaches. Ein 8-Jahres-Rückkehrereignis, das über zwei Stunden stattfand, führte während der Veranstaltung zu praktisch keinem Auslaufen und die begrünten Dächer konnten das Wasser in den folgenden 24 Stunden behalten. Grüne Dächer können an einem heißen Sommertag als ein herkömmliches Dach sein. Hamburg prüft die Quantifizierung der Auswirkungen anderer Vorteile von Gründächern, insbesondere von Urban Heat Island (UHI).

Die Kosten für die meisten Gründächer liegen im Bereich von 40-45 EUR/m2, während intensive Begrünungsdächer etwa 58 EUR/m2 kosten können. Vergleichende Studien zu den Lebenszykluskosten von Gründächern und Schwarzteerdächern in Hamburg haben gezeigt, dass die Kosten nach 40 Jahren gleich hochsind (Hamburgs Gründachökonomie). Die Studie umfasste jedoch nur Kosten und nicht Wohlfahrtsvorteile wie Wassereinlagerungen im weiteren Stadtgebiet, UHI-Reduktion und Ästhetik.

Das Hamburger Ministerium für Umwelt, Klima, Energie und Landwirtschaft investiert rund 500 000 EUR aus eigenen Mitteln in die Umsetzung der gesamten Gründachstrategie, einschließlich der Bemühungen in allen vier Tätigkeitsbereichen: Förderung/Unterstützung, Dialog und Kommunikation, wissenschaftliche Unterstützung und Politik/Verordnung. Dazu gehört auch ein Vollzeitbeschäftigter mit Sitz im Ministerium. Darüber hinaus erhalten das Ministerium und die Hafenstadtuniversität im Rahmen eines Förderprogramms zur Unterstützung lokaler Aktivitäten zur Anpassung an den Klimawandel 300,000 EUR an Bundeszuschüssen auf Ausgabenbasis vom Bundesumweltministerium. Dieser Bundeszuschuss auf Ausgabenbasis wird verwendet, um einen Vollzeit-Kommunikationsbeauftragten und einen berufsbegleitenden HafenCity-Forscher für 2-3 Jahre zu bezahlen.

Das Anreizprogramm der Gründachstrategie verfügt bis Ende 2024 über 3 Mio. EUR. Dieser Betrag beinhaltet die Gesamtvergütung, die im Rahmen des finanziellen Anreizprogramms über die Hamburger Investitions- und Entwicklungsbank (IFB) zu leisten ist, die alle Anträge und Transaktionen für das Green Roof Incentive-Programm abwickelt. Von den insgesamt 3 Mio. EUR stammen 2 Mio. EUR aus der Haushaltslinie „Durchführung und Dienstleistung“ des für Stadtentwicklung und Umwelt zuständigen Ministeriums; die übrigen 1 Mio. EUR stammen aus dem Innovationsfonds des Senatsamtes (Landesregierung Hamburg). Seit dem1. Juni 2020 umfasst das Fördersystem auch finanzielle und praktische Unterstützung für grüne Fassaden mit einer Gesamtförderung von 0,5 Mio. EUR. In den vergangenen sechs Jahren wurden in Hamburg mindestens 13,5 Mio. EUR in Gründächer investiert, davon 1,5 Mio. EUR aus dem Anreizprogramm der Green Roof Strategy.

Die Multifunktionalität von Gründächern spiegelt sich in dem Fördersystem zur Unterstützung der Gründachstrategie wider. Die Stadt subventioniert 30-60 % der Kosten für freiwillige Ökologisierungsmaßnahmen und bis zu 50 000 EUR. Zusätzliche Subventionen werden gewährt, wenn sich das Dach in der Innenstadt befindet, zur Erzeugung von Solarenergie verwendet wird oder mehreren Nutzern zur Erholung und zum Genießen der urbanen Natur zur Verfügung steht.

Die aktuelle Gründachstrategie verbindet die städtebaupolitischen Ziele der nachhaltigen Flächenentwicklung mit den Zielen der Anpassung an die globale Erwärmung und den Klimawandel. Auch im Sinne des Naturschutzgesetzes gelten Begrünungsdächer als mögliche Maßnahme im Zusammenhang mit der Kompensation von baulichen Auswirkungen auf die Natur. Hamburg arbeitet abteilungsübergreifend und mit der Wohnungswirtschaft daran, begrünte Dächer und grüne Fassaden gesetzlich für alle geeigneten Gebäude verpflichtend zu machen, steht aber vor Kompromissen mit dem politischen Ziel, bezahlbaren Wohnraum zu erhöhen und eine Branche, die sich zögert, weitere Regulierungen zu akzeptieren.

Die Stadt Hamburg überprüft auch regelmäßig ihre Gründachgesetzgebung insbesondere im Hinblick auf die ökologischen Qualitätsstandards für die Dächer. Speziell seit 2018 ist das Standard-Begrünungsdach mit einer Substratdicke von 12 cm für Wohnen und Büros geregelt, während Begrünungsdächer auf großen Industriegebäuden mindestens 8 mm Substratdicke aufweisen müssen.

Umsetzungszeitraum

Die Gründachstrategie begann 2014, als Hamburg bereits über 124 ha Gründächer verfügte. Das Hamburger Ministerium für Umwelt, Klima, Energie und Landwirtschaft unterstützt das Förderprogramm bis Ende 2024.

Lebensdauer

Ein grünes Dach hält etwa doppelt so lange wie ein herkömmliches Flachdach. Das Fraunhofer-Institut für Bauphysik schätzte die Lebensdauer eines Gründaches auf 40 Jahre. Es gibt auch Beispiele von Gründächern in Deutschland, die bereits 100 Jahre alt sind. Die Vegetationsschicht schützt die Dachabdichtung vor UV-Strahlung und dem direkten Wettereinfluss. Darüber hinaus verhindert es schädliche Temperaturschwankungen in der Dachverkleidung, die bei herkömmlichen Flachdächern zu Rissen in der Dachabdichtung führen können.

Referenzinformationen

Kontakt

Bart Jan Davidse

Free and Hanseatic City of Hamburg

Ministry for Environment, Climate, Energy and Agriculture,

Neuenfelder Straße 19, 21109 Hamburg, Germany

Tel.: +49 40 42840-0

General e-mail: stabsstelleklimafolgenanpassung@bukea.hamburg.de

 

Hanna Bornholdt

Ministry for Environment, Climate, Energy and Agriculture

General E-mail: gruendach@bukea.hamburg.de

Referenz

Hamburg’s Green roof and Economic Evaluation, (2017)

Green Roofs – Guidelines for Planning, (2019)

EEA, (2021). Nature-based solutions in Europe: Policy, knowledge and practice for climate change adaptation and disaster risk reduction. EEA Report 1/2021.

Veröffentlicht in Climate-ADAPT Nov 22 2022   -   Zuletzt aktualisiert in Climate-ADAPT Mar 07 2024


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